Synode 2020

9.– 11. Oktober 2020, Casa La Salle, Rom

„Scegliere = Wählen“

Wahlen von Synodalpräsidium und Laienmitglieder des Konsistoriums – Weichen für die Zukunft – Digitale Kirche – Anti-Pandemie-Sicherheitsmaßnahmen

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien hat vom 9. bis 11. Oktober in Rom hinter verschlossenen Türen die 1. Sitzung der XXIII. Synode abgehalten; unter größten Anti-Covid Sicherheitsvorkehrungen und mit einem gestrafften Programm. Zu erneuern waren das Synodalpräsidium und die drei Laienmitglieder des Konsistoriums. Mehr als vier Fünftel der Synodalen haben ihr Kommen zugesagt. Trotz des gekürzten Programmes gab es Zeit, Weichen für die Zukunft zu stellen. Eines der wichtigen Themen, das nicht zuletzt auch durch die Coronavirus-Pandemie an Wichtigkeit gewonnen hat: die digitale Kirche.

Die 1. Sitzung der XXIII. Synode der ELKI ursprünglich geplant vom 30. April bis 3. Mai in Castellamare di Stabia/ Neapel hatte aufgrund der Maßnahmen zur Einschränkung der Covid-Pandemie abgesagt werden müssen.

Für die Sicherheit der Teilnehmer waren alle Vorkehrungen zur Einhaltung der Anti-Covid-Maßnahmen getroffen. Die Räumlichkeiten ermöglichten die Einhaltung des Sicherabstandes von mehr als einem Meter, die Teilnehmer waren mit FFP2-Masken ausgestattet.

Nachrichten und Interviews

Interview mit dem Dekan der ELKI, Heiner Bludau

Vom 9. bis 11. Oktober 2020 tritt die Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien in Rom zusammen. Eine Synode en miniature, aber gerade deshalb in Zeiten der Pandemie ein starkes Zeichen: „Wir begegnen wieder einander. Wir entscheiden miteinander.“ Mehr als vier Fünftel der Synodalen haben ihre Teilnahme zugesagt, Gäste wird es keine geben. Die Themen sind begrenzt, auch wenn es viel für die Zukunft zu bedenken gäbe. Im Mittelpunkt stehen wie der Titel schon sagt – “Scegliere = Wählen“ – die Wahlen des Synodalpräsidiums und der Laienmitglieder des Konsistoriums. Für die Sicherheit der Teilnehmer ist gesorgt. Distanz, Mundschutz, regelmäßiges Lüften der Räumlichkeiten. Ein Interview mit Dekan Heiner Bludau.

9. – 11. Oktober 2020 | 1. Sitzung der XXIII Synode | “Scegliere = Wählen”  

 Synode digital oder Synode in Präsenz. Eine schwere Entscheidung?

Heiner Bludau:  In der Tat, und wir haben lange gerungen mit dieser Entscheidung. Ausschlaggebend war letztendlich die Bereitschaft der Synodalen zur Teilnahme.

Eine Synode, die ganz anders sein wird als die bisherigen…

Heiner Bludau:  Das stimmt. Eine mehr als konzentrierte Tagesordnung und viele strenge Sicherheitsvorkehrungen. Viele Dinge, die wir gerne diskutiert und beschlossen hätten, haben keinen Platz. Die Zeit ist sehr begrenzt. Wir haben Fälligkeiten, die zu respektieren sind, die Entlastung des Konsistoriums, die Neuwahl des Präsidiums und der Laienmitglieder des Konsistoriums. Es wird eine Synode unter uns sein, vor allem aus Sicherheitsgründen haben wir keine Gäste geladen. Aber wir begegnen uns. Und dafür bin ich dankbar. Dafür sollten wir alle dankbar sein. Das ist für mich ein ganz wichtiges Signal: „Wir treffen uns wieder“! Kirche heißt für mich nicht, Botschaften weitergeben, Kirche lebt von Gemeinschaft, Kirche ist lebendige Gemeinschaft.

Die Covid-Pandemie hat das letzte Jahr der Kirche(n) stark geprägt. Und es ist noch kein Ende absehbar. Die Erfahrungen mit Covid haben andererseits vieles in Gang gesetzt…

Heiner Bludau:  Bei der Synode wird es auch darum gehen, zu sehen, wie machen wir weiter, was führen wir weiter. Wie gehen wir um, mit den noch bestehenden Einschränkungen, was tun, wenn es zu neuen Einschränkungen kommen sollte.

Auf der letzten Synode wurde die Einsetzung einer Digitalkommission beschlossen. Die Pandemie hat vieles vorausgenommen, was dort zunächst nur angedacht werden sollte. Wie stehen Sie zum Thema digital?

Heiner Bludau:  Die Zeit des Lockdowns hat gezeigt, dass digitale Begegnungen auch im Rahmen der Kirche nicht nur möglich sind, sondern auch fruchtbringend sein können. Es ist ein Prozess, der sich sozusagen notgedrungen in Gang gesetzt hat. Ein Prozess, der sicher wichtig ist für die Zukunft der Kirche. Nun geht es aber auch darum, diese Erfahrungen zu reflektieren, gemeinsam zu reflektieren. Wir müssen abwägen, wie wir weiterfahren mit Digital. Was ist gut, was nicht? Wo sind die Grenzen? Das geht nicht von heute auf morgen, das ist ein Prozess, den wir nicht forcieren sollten. Digital kann vieles, aber nicht alles ersetzen. Kirche online hat uns geholfen, im Lockdown nicht alle Nähe zu verlieren. Aber wir sind auch an Grenzen gestoßen. Im Anschluss an die Synode treffen wir uns in der Pfarrkonferenz, und ich bin sehr froh, dass wir nach vielen Videokonferenzen wieder einander von Angesicht zu Angesicht begegnen können. Was nicht ausschließt, dass Videokonferenzen weiterhin stattfinden werden. Auch für das Konsistorium. Die ELKI ist eine kleine Kirche mit begrenzten Möglichkeiten, aber wir haben in den letzten Monaten ungemein viel Kreativität entwickelt, um dennoch Gemeinschaft leben und vermitteln zu können. Und das auf ganz unterschiedliche Weise. Wir sind uns in gewisser Weise auch nähergekommen. Und das wird bleiben. Aber wir müssen uns auch neu verwurzeln. Es gibt vieles zu überdenken… Und das geht am besten gemeinsam, im direkten Austausch, im Blickkontakt.

Im Sinne auch von nicht einfach zur Normalität zurückzukehren?

Heiner Bludau:  Gewiss. Die Situation hat sich vielerorts verändert. Wir können und müssen voneinander lernen. Müssen uns auf neue Umgangsweisen einstellen, die nicht unbedingt im Voraus planbar sind. Flexibilität ist angesagt. Auch was unsere Synode betrifft, ist es ja noch nicht hundert Prozent sicher, dass sie tatsächlich stattfindet. Wir sitzen in den Startlöchern, aber wir wissen auch, dass noch am 7. Oktober das Aus kommen kann. Auch das fordert Flexibilität und die Bereitschaft zum Umdenken.

Aufgabe der Kirche ist auch, Bezugspunkte zu geben?

Heiner Bludau:  Das ist ein ganz wichtiger Beitrag, den Kirche zu leisten hat und den Kirche leisten kann. Der Glaube gibt Bezugspunkte. Das Reich Gottes besteht nicht aus der einfachen Umsetzung politischer Ziele. Die Aussicht auf das Reich Gottes vermittelt uns Sicherheit und macht uns ein Stückweit unabhängig von aktuellen Problematiken. Glaube ist eine andere Dimension, die uns hilft, den Dingen mit einer gewissen Gelassenheit zu begegnen. Was nicht etwa heißt, dass wir uns nicht interessieren, nicht teilhaben. Aber als Kirche haben wir im Heute die Gewissheit, dass es anderes gibt…

 Eine Art Sicherheitsabstand, aber keine Distanz?

Heiner Bludau:  Distanz auf keinen Fall. Wir nehmen die Probleme sehr wohl wahr. Wir reagieren darauf. Wir bringen uns ein, wir helfen, wir erheben unsere Stimme. Ob das jetzt um die Flüchtlingsproblematik geht, wo wir auf nationaler und lokaler Ebene sehr aktiv sind. Erst vor wenigen Tagen haben wir eine Spendenkampagne für die NGO Refugee4Refugees im Camp Moria auf Lesbos gestartet. Zusammen mit den anderen evangelischen Kirchen in Italien, im Rahmen der FCEI, fördern wir diverse Flüchtlingsprojekte. Ökologie und Nachhaltigkeit sind für uns, auch auf Gemeinde-Ebene, von zunehmender Bedeutung. Wir versuchen überall präsent zu sein, wo Bedarf besteht. Das zeigt die Vielfalt unserer Projekte: für alte und behinderte Menschen, für Kinder, für Menschen mit schwierigem sozialem Hintergrund, für Flüchtlinge… Aber bei all dem vergessen wir auch nicht die Kultur und vor allen Dingen nicht die Seelsorge.

Ohne etwas vorwegnehmen zu wollen und ohne weitere Ausführungen, Sie beginnen Ihren Bericht für die Synode mit einem Aufruf…

Heiner Bludau: „Fürchtet Euch nicht!“ Das ist mein ganz persönliches Motto für die Synode 2020. Mein Credo und meine Erfahrung aus den vergangenen Monaten… Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht dazu sagen. Ein Letztes noch: ich freue mich sehr auf das Wiedersehen am 9. Oktober!

nd

Interview mit der scheidenden Schatzmeisterin, Ingrid Pfrommer

Vom 9. bis 11. Oktober 2020 tritt die XXIII Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien in Rom zur ihrer 1. Sitzung zusammen. Der Titel der Synode „Scegliere = Wählen“ bezieht sich nicht nur im übertragenen Sinne auf Grundsatzfragen, sondern auch ganz konkret auf den anstehenden Wechsel an der Spitze der Kirche: Die Wahl des Synodalpräsidiums und der Laienmitglieder des Konsistoriums. Ingrid Pfrommer bekleidete in den vergangenen vier Jahren das Amt der Schatzmeisterin. Nun stellt sie sich zur Wahl als Vizepräsidentin der Synode.

Vier Jahre waren sie als Schatzmeisterin sozusagen die Finanzministerin der ELKI…

Ingrid Pfrommer: Es waren vier sehr intensive Jahre, die ich mit Freude gelebt habe. Meine Aufgabe hat mich mit allen Gemeinden der ELKI in Kontakt gebracht, mir ermöglicht die Kirche auch in ihrer Struktur von Grund auf kennenzulernen. Mein Amt war mit einer großen Verantwortung verbunden und hat aufgrund meiner beruflichen Verpflichtungen auch ein gutes Zeitmanagement erfordert. Aber ich kann mich gut organisieren und ich hatte große Unterstützung aus dem Dekanat. Wir waren ein gutes Team im Konsistorium. Wichtige Entscheidungen haben wir immer gemeinsam getragen.

Sie kandidieren nicht mehr für das Konsistorium, werden aber nicht aus der Kirchenleitung ausscheiden.

Ingrid Pfrommer: Nein, ich möchte auch weiterhin in verantwortungsvoller Position tätig sein. Ich glaube, dass ich auch als Vizepräsidentin deR Synode meine beruflichen Erfahrungen, noch in Deutschland im Bereich Jugend und Heimerziehung, später in der Erwachsenenpsychiatrie und nun seit zwanzig Jahren im Aufsichtsrat der Kooperative Progest, die unter anderem mit der Führung von Altenheimen, Wohngruppen für psychisch Kranke, körperlich und geistige Behinderte, aber auch von Flüchtlingshäusern  befasst ist, wirksam der ELKI zur Verfügung stellen kann.

Sie sprachen von Zeitmanagement. Was bringt Sie dazu, sich trotz eines gut gefüllten Terminkalenders auch zeitintensiv für die ELKI einsetzen zu wollen?

Ingrid Pfrommer: Kirche ist mir sehr wichtig. Kirche heißt für mich Gemeinschaft, Vertrauen, Teilen, den Glauben gemeinsam leben. Die Pandemie mit den strengen Bestimmungen des Lockdowns hat uns gerade gezeigt, wie wichtig das ist. In den Monaten des Lockdowns konnten wir keine reale Gemeinschaft leben, aber es hat sich auch gezeigt, wie lebendig diese Gemeinschaft tatsächlich ist. Auch in unserer Gemeinde Turin, der ich als Kuratorin vorstehe. Auch diese Erfahrung hat mich darin bestätigt, weiterhin für die Kirche wirken zu wollen.

Wie sehen Sie der Synode entgegen?

Ingrid Pfrommer: Mit großer Freude. Ich bin froh, dass die Entscheidung für eine Präsenzsynode auch von der Mehrheit der Synodalen positiv aufgenommen worden ist, habe aber auch vollstes Verständnis für jene, die aus gesundheitlichen und persönlichen Gründen entschieden haben, zuhause zu bleiben. Ich persönlich jedenfalls freue mich sehr auf die Begegnung mit den anderen. Voraussetzung ist, dass sich jeder einzelne streng an die Vorschriften hält. Darauf vertraue ich. Nähe heißt ja nicht unbedingt, nah aufeinander rücken oder sich anfassen. Aber es ist eben doch anders, wenn der andere direkt vor mir steht und mich  wir uns nicht über einen Bildschirm anschauen.

 

nd

Interview mit dem scheidenden Konsistoriumsmitglied Angelo Ruggieri

Vom 9. bis 11. Oktober 2020 wird die XXIII. Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien in Rom zu ihrer ersten Sitzung zusammentreten. Eine Synode in reduziertem Format und geprägt von Sicherheitsmaßnahmen, aber gerade deshalb ein starkes Signal in diesen schwierigen Zeiten der Pandemie. Im Zentrum stehen, wie der Titel auch sagt: “Scegliere = Wählen”, die Wahlen für das Synodalpräsidium und die Laienmitglieder des Konsistoriums. Aber auch wenn die Zeit knapp ist, wird es Weichenstellungen für die Zukunft geben. Für Angelo Ruggieri, scheidendes Mitglied des Konsistoriums und Synodaler der Evangelisch-Lutherischen Gemeinschaft von Torre Annunziata, wird es die letzte Synode sein.

Sie haben nach acht Jahren beschlossen, nicht nur nicht mehr für das Konsistorium zu kandidieren, sondern auch als Synodaler zurückzutreten.

Angelo Ruggieri: Erlauben Sie mir, etwas zurückzugreifen. Meine Entscheidung für eine Kandidatur als Konsistoriumsmitglied war eine Entscheidung des Kopfes und nicht des Herzens, obwohl ich normalerweise bei privaten Entscheidungen eher das Herz sprechen lasse. Eine italienische Komponente im Konsistorium schien mir ein wichtiges Signal nach außen zu sein, ebenso wie die Tatsache, dass ich mich aufgrund des damaligen Wechsels des Dekans als Garant für eine gewisse Kontinuität fühlte.

Welche Aufgabe haben Sie innerhalb des Konsistoriums wahrgenommen?

Angelo Ruggieri: Als Lehrer und als Koordinator und Referent für die Klassen des musikalischen Zweigs, war es für mich nicht leicht, meine Anwesenheit bei allen Sitzungen des Konsistoriums zu garantieren. Deshalb habe ich von Anfang an darum gebeten, von Auslandsbesuchen und Kontakten zu Partnerkirchen entbunden zu sein. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, Referent des Frauennetzwerks zu sein. Es mag seltsam klingen, aber im Hinblick auf die Gleichstellung der Geschlechter erschien es mir richtig, als Mann für diesen weiblichen Bereich zuständig zu sein.

Und wie war diese Erfahrung?

Angelo Ruggieri: Ich muss sagen, einzigartig! Eine neue Welt hat sich mir eröffnet. Der nie endende Kampf der Frauen gegen Gewalt, gegen Ungleichheit, der Kampf, respektiert zu werden… Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, es mag seltsam erscheinen, aber diese Erfahrung hat mich dazu gebracht, innerlich wie eine Frau zu fühlen. Ich bin in einen solchen Einklang mit den Frauen getreten, dass ich all die Ungerechtigkeiten am eigenen Leib gespürt habe und spüre!

 Sie kommen aus der einzigen Gemeinde der ELKI, die keine deutschen Wurzeln hat.

Angelo Ruggieri: Das stimmt und in diesen acht Jahren habe ich den deutschen Kontext unserer Kirche sehr gut kennen und schätzen gelernt. Italienisch ist offizielle Sprache der ELKI, und die Sitzungen des Konsistoriums werden tatsächlich auch meist auf Italienisch abgehalten, außer wenn es um die Erörterung sehr technischer Angelegenheiten ging. Aber dies war nie ein Problem. Deutsch und Italienisch sind Teil der DNA unserer Kirche.

Was haben Ihnen diese acht Jahre gebracht?

Angelo Ruggieri: Was sie mir gebracht haben? Zunächst einmal, unsere Kirche in all ihren Facetten und Realitäten besser kennen zu lernen. Meiner Meinung nach sollte das Amt des Synodalen und des Mitglieds des Konsistoriums im Laufe der Jahre an möglichst viele Menschen weitergegeben werden, gerade um möglichst vielen Mitgliedern unserer Kirche die Möglichkeit zu geben, über den Zaun ihrer eigenen Gemeinde hinaus zu schauen. Diese acht Jahre haben mich geformt und bereichert, ich habe das Gefühl, fünfzig gegeben und hundert erhalten zu haben! Ich habe viele Dinge über unsere Religion und auch über die anderen evangelischen Kirchen gelernt. Ich danke dem Herrn, dass er mir diese Chance gegeben hat! Und, das möchte ich noch hinzufügen: Die Begegnung mit den ELKI-Gemeinden und mit den deutschen Seiten des Luthertums hat mich auch beruflich, als Musiker, wachsen lassen. Vor einigen Jahren habe ich eine CD über Luthers Musik produziert. Wäre ich immer in Torre Annunziata geblieben, wäre das nie möglich gewesen, wäre ich nie mit dieser schönen Musik in Berührung gekommen.

Welche Unterschiede zwischen Ihrer Gemeinde in Torre Annunziata und den anderen sind Ihnen aufgefallen?

Angelo Ruggieri: Wenn überhaupt, dann vielleicht das: In meiner Gemeinde habe ich nie eine besondere Funktion bekleidet, aber ich habe im Laufe der Jahre viele Dinge organisiert und weitergeführt: Sonntagstreffen, das Gemeinde-Zentrum, Projekte für Jugendliche usw. Meiner Meinung nach ist es schön, auch Menschen von außerhalb, Menschen ohne eine bestimmte Rolle die Möglichkeit zu geben, sich zu einzubringen und Dinge voranzubringen.

nd

Interview mit der Vizedekanin der ELKI, Kirsten Thiele

Vom 9. bis 11. Oktober 2020 tritt die XXIII Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien in Rom zur ihrer 1. Sitzung zusammen. Der Titel der Synode „Wählen = Scegliere“ bezieht sich nicht nur im übertragenen Sinne auf Grundsatzfragen, sondern auch ganz konkret auf den anstehenden Wechsel an der Spitze der Kirche: Die Wahl des Synodalpräsidiums und der Laienmitglieder des Konsistoriums. Kirsten Thiele, Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Neapel, ist seit einem Jahr nach dem vorzeitigen Ausscheiden ihrer Vorgängerin, Franziska Müller, kooptierte Vizedekanin der ELKI.

Sie haben ihre Gemeinde gefragt, bevor Sie vor einem Jahr die Beauftragung als Vizedekanin angenommen haben. Wie lassen sich die Verpflichtungen als Pfarrerin mit dem Kirchenamt verbinden?

Kirsten Thiele: Ich habe meine neuen Verpflichtungen nicht als Zusatzarbeit empfunden, sondern im Gegenteil als große Bereicherung. Sicher, es sind mehr Telefonate zu führen, es gibt mehr Schreibarbeit. Aber ich tue alles, damit ich meiner eigenen Gemeinde keine Zeit wegnehme. Mit Dekan Heiner Bludau haben wir uns die Aufgaben geteilt. Was hilft, ist dass wir sehr gut harmonieren und zusammenarbeiten und auch theologisch die gleiche Ausrichtung haben! Ich bin dankbar, dass ich einen größeren Einblick in die Gemeinden der ELKI gewinnen konnte, im Kontakt mit den Präsidenten und mit den Synodalen, und das nicht nur bei Schwierigkeiten. Es ist spannend zu sehen, wie unterschiedlich und lebendig unsere Gemeinden sind.

Ihre Aufgabe führt sie auch ins Ausland, bringt sie in Kontakt mit anderen Kirchen.

Kirsten Thiele: Ich lebe seit 20 Jahren in Italien, bin seit 2011 ordiniert und nehme seit zehn Jahren an den Synoden der ELKI teil, aber ich kenne zum Beispiel nicht die Realität der EKD. Im vergangenen Herbst war ich Gast der EKD-Synode, auch das habe ich als sehr interessant und bereichernd empfunden. Zudem kann ich jetzt den Namen Gesichter zuordnen.

Im Konsistorium hat jedes Mitglied seinen bestimmten Aufgabenbereich…

Kirsten Thiele: Genau. Mein Bereich ist der Aufbau einer ELKI-Pfarrschaft. Ich halte das für sehr wichtig, um unserer Kirche langfristig Kontinuität zu garantieren und unserem Auftrag als Kirche in Italien gerecht zu werden. Ich stehe im Kontakt mit Theologiestudenten, mit Menschen, die zu uns stoßen möchten. Zusammen mit der zuständigen Kommission arbeiten wir an einem Regelgerüst.

Während des Lockdowns hat sich die digitale Entwicklung der ELKI in gewisser Weise verselbstständigt. Sie selbst haben mit einer täglichen WhatsApp-Nachricht den Kontakt zu ihrer Gemeinde gehalten und führen das immer noch weiter.

Kirsten Thiele: Für die Zukunft heißt es nun, das richtige Zusammenspiel zwischen digitalen Angeboten und Gemeindeleben mit persönlicher Begegnung zu finden. Die während des Lockdowns aufgenommenen digitalen Begegnungen mit meinen Pfarr-Kollegen, erst zwei-wöchentlich, dann einmal im Monat, waren eine ausgesprochen positive Erfahrung, die uns sehr zusammengebracht hat. Das Wissen umeinander, das Sich-Wahrnehmen als Person, das Wissen, wie geht es Dir, wie geht es deiner Gemeinde?  Ich begrüße es sehr, dass wir uns nun zu einer Präsenz-Synode treffen und ich bin auch zuversichtlich, dass wir sie tatsächlich in Rom abhalten können. Für mich ist die persönliche Begegnung unabdingbar.

Was ist Ihr Verständnis von Kirche?

Kirsten Thiele: Meine Kirche ist sowohl horizontal als auch vertikal, denn ohne die vertikale Ebene, die Beziehung zum lebendigen Gott, fehlt dem horizontalen seine Kraft. Es reicht nicht, nur tolle Predigten zu halten. Wir müssen uns persönlich einsetzen, Kirche mit Leben füllen, in den diakonischen Projekten, im Miteinander. Und deshalb freue ich mich auf die Begegnungen im Rahmen der Synode, mit der richtigen Distanz und in gegenseitiger Verantwortung.

nd

Interview mit ELKI Rechtsvertreterin und Vizepräsidentin des Konsistoriums, Cordelia Vitiello

Vom 9. bis 11. Oktober 2020 wird die XXIII. Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien in Rom zu ihrer ersten Sitzung zusammentreten. Eine Synode in einem reduzierten Format und geprägt von Sicherheitsmaßnahmen, aber gerade deshalb ein starkes Signal in diesen schwierigen Zeiten der Pandemie. Im Zentrum stehen, wie der Titel auch sagt: “Scegliere = Wählen”, die Wahlen des Synodalpräsidiums und der Laienmitglieder des Konsistoriums. Aber auch wenn die Zeit knapp ist, wird die Synode zukunftsweisende Entscheidungen treffen müssen. Cordelia Vitiello, gesetzliche Vertreterin der ELKI, hat sich erneut für das Konsistorium zur Wahl gestellt.

Sie sind die gesetzliche Vertreterin der ELKI und Vizepräsidentin des Konsistoriums, Präsidentin des Evangelischen Krankenhauses Bethanien in Neapel und Ratsmitglied des Lutherischen Weltbundes LWF. Könnte man Sie als eine Art ELKI-Außenministerin bezeichnen?

Cordelia Vitiello: In gewissem Sinne ja. Sagen wir, ich bin eine Networkerin und trage gerne die Anliegen unserer Kirche voran. Es ist wichtig, dass über uns gesprochen wird, unserer Arbeit Sichtbarkeit zu verleihen.

Welches ist Ihr Aufgabenbereich innerhalb des Konsistoriums?

Cordelia Vitiello: Abgesehen von der rechtlichen Vertretung bin ich Referentin für die evangelischen Krankenhäuser, für die Lohnkommission, für Kommunikation und für die Kontakte zum Bund der Evangelischen Kirchen in Italien, FCEI. Darüber hinaus stehe ich in regem Kontakt mit vielen Verbänden und Partner-Kirchen. Zum Beispiel mit dem DNK, der KEK und der Kirche von Württemberg, seit zwei Jahren bin außerdem Mitglied des Rats des Luther Weltbundes.

Mit welchen Gefühlen nehmen Sie an der Präsenz-Synode teil; Sie haben schließlich einen besonderen Bezug zu Covid?

Cordelia Vitiello: Die Krankheit hat mich sehr gezeichnet, das stimmt; eine tiefgreifende Erfahrung, sowohl persönlich als auch in Bezug auf die Kirche. Die Nähe vieler Schwestern und Brüder hat mich in gewissem Sinne die Gegenwart Gottes spüren lassen. Ich bin sehr froh, die anderen treffen zu können, mit der notwendigen Distanz und unter Einhaltung aller Sicherheitsvorkehrungen. Die letzten Monate waren so kompliziert und dunkel. In all dem ist die Kirche für mich persönlich ein Licht gewesen. Und es ist ja leider immer noch nicht vorbei! Wir wissen nicht, wie es weitergehen wird, was bis zum Ende des Jahres noch geschehen wird. In dieser, die, wie soll ich sagen, so vage gewordenen Welt, ist die Kirche ein wichtiger Bezugspunkt. Glaube ist in so einer Situation der Unsicherheit ein wichtiger Halt.

Es wird eine “minimalistische” Synode sein. Abgesehen von den Wahlen und der Verabschiedung des Haushalts bleibt nicht viel Raum für andere Tagesordnungspunkte.

Cordelia Vitiello: Minimalistische Synoden gibt es nicht, auch wenn wir nicht viel Zeit zur Verfügung haben werden und der Modus geändert ist. Eine Synode ist immer ein Geschenk Gottes, sie stärkt die Gemeinschaft und zeigt uns den Weg in die Zukunft. Wir werden die verfügbare Zeit ohne Zweifel gut zu nutzen wissen. Es sind viele Dinge zu entscheiden und zu klären, Thematiken, die nicht zuletzt durch die Pandemie an Aktualität gewonnen haben. Ob wir Zeit haben werden, alles abzuhandeln, das wird sich zeigen. Eines der sehr wichtigen Themen ist die Digitalisierung und was es bedeutet, digitale Kirche zu sein. Wir müssen mit der Zeit gehen. Ich habe selbst erlebt, wie wichtig es ist, in einer Notsituation online in Kontakt bleiben zu können. Als ich an Covid erkrankt war und zwei Wochen isoliert im Krankenhaus lag, brachten mir die vielen Botschaften und die vielen Gebete, die mich erreichten, die Telefonanrufe, die Whatsapp-Nachrichten, die Videoanrufe, Licht und Trost ins Dunkel. Ich kann mir vorstellen, wie wichtig das auch für ältere, einsame, entfernt von der Gemeinde lebende Menschen ist… Und dann – ich bin zwar keine Theologin – aber es scheint mir auch wichtig zu klären, wie wir uns künftig mit dem Abendmahl verhalten wollen.

Kirche und Religion im Allgemeinen sind heute Bereiche, in denen ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist, insbesondere bei jungen Menschen. Wo sehen Sie Raum für die Kirche?

Cordelia Vitiello: Meiner Meinung nach muss die Kirche in allen Bereichen der Gesellschaft präsent sein. Und unsere Kirche, so klein sie auch sein mag, tut dies bereits. Im diakonischen Engagement, wo wir Migranten, ältere Menschen, junge Menschen, die aus schwierigen Situationen kommen, Menschen mit Behinderungen, Kinder unterstützen. Die Ökologie ist uns ein ganz wichtiges Anliegen. Gerade wir als Minderheitskirche, als Kirche in der Diaspora, können glaubwürdig intervenieren, wir können ein Bezugspunkt sein- und ich bin überzeugt, wir sind es! Ich sehe hier im Süden von Italien, wo wir als ELKI mit vielen Initiativen präsent sind, wie wichtig diese Offenheit ist. Wir sind nicht nur Mitträger des Evangelischen Krankenhauses Bethanien in Neapel – ein Exzellenz-Zentrum und wichtiger Bezugspunkt für viele bedürftige Menschen, Migrantinnen, Roma-Frauen oder Obdachlose – sondern wir sind auch mit einer ganzen Reihe von sozialen und auch ökologischen Projekten im Hinterland von Neapel vertreten. Auf diese Weise lebt die Kirche mit den Menschen und wird glaubwürdig. Und das gibt uns eine Zukunft.

 

nd

Interview mit dem Vizepräsidenten der Synode, Wolfgang Prader

Vom 9. bis 11. Oktober 2020 tritt die XXIII Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien in Rom zur ihrer 1. Sitzung zusammen. Der Titel der Synode „Scegliere =Wählen“ bezieht sich nicht nur im übertragenen Sinne auf Grundsatzfragen, sondern auch ganz konkret auf den anstehenden Wechsel an der Spitze der Kirche: Die Wahl des Synodalpräsidiums und der Laienmitglieder des Konsistoriums. Wolfgang Prader stand der Synode in den vergangenen vier Jahren als Vizepräsident vor, nun kandidiert er für das Amt des Präsidenten.

Sie sind vor vier Jahren sozusagen als Newcomer gleich zu einem der höchsten Ämter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien gekommen. Wie waren diese vier Jahre?

Wolfgang Prader: Sehr ereignisreich! Im ersten Jahr hieß es zunächst einmal (kennen)lernen, mich vertraut machen. Und dann ging es ja gleich darum die Synode von 2017 zu organisieren. Ein absolutes Highlight. Die Reformationssynode in Venedig anlässlich der 500 Jahr-Feiern.

Als Gemeindeglied erhält man selten einen Einblick in die Kirchenstruktur. Welches Bild haben Sie sich gemacht von der ELKI?

Wolfgang Prader: Die ELKI ist eine moderne und offene Kirche. Aktuell sehr breit gefächert, die überall Präsenz zeigt. Es stehen viele Entscheidungen an, wo wir Profil zeigen können; Patientenverfügung, ökologische Projekte, Flüchtlinge, Jugend- und Sozialarbeit.

Sie sind für ein solches Kirchenamt noch relativ jung, stehen mitten im Leben, haben zwei junge Töchter, einen aufreibenden und zeitraubenden Job. Wie kommt es dann zu so einer Entscheidung?

Wolfgang Prader: Die letzten vier Jahre haben mir deutlich gezeigt, wie Kirche lebt, was Kirche bewirken kann und wie das Synodalpräsidium, die Synode mitgestalten können. In den nächsten vier Jahren steht Vieles an, wo ich nicht zuletzt auch aufgrund meiner beruflichen Erfahrung im IT-Bereich glaube, viel beitragen zu können, die Suche nach der der Kirche entsprechenden Digitalisierung, nach geeigneten Formaten. Die ELKI ist klein, aber gerade deshalb ist es auch wichtig ein internes Netzwerk aufzubauen, um noch besser kooperieren zu können. Die Kleinheit ist durchaus auch eine Stärke. Wir haben kurze Wege, müssen uns nicht in Bürokratie verzetteln. Dafür haben wir allerdings nur beschränkte Mittel und sind deshalb umso dankbarer für die Kontakte zu (großen) Partnerkirchen, die wir auch noch ausbauen werden.

Faktor Zeit?

Wolfgang Prader: Keine Frage, der Einsatz für die Kirche fordert Zeit, und davon habe ich nicht gerade viel. Aber was heißt das schon Zeitaufwand? Man kann auch schlecht in seine Zeit investieren, sie vergeuden. Ich bin bei meiner Arbeit immer auf Maximierung und auf rein wirtschaftliche Aspekte fokussiert, mich für die Kirche zu engagieren, sozial einzubringen und Kirche zu leben, das bereichert mich ungemein und eröffnet mir neue Sichtweisen. Meine Entscheidung beruht nicht zuletzt auch auf meinem Glauben.

Die ELKI ist laut Statut zweisprachig, sie ist eine Kirche nach italienischem Recht…

Wolfgang Prader: Die ELKI hat deutsche Wurzeln. Unsere Zweisprachigkeit ist brückenbildend. Sie ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien und kein Heimatverband. Um wachsen zu können, und das wollen wir, müssen wir offen sein für unsere italienischen Mitbürger. Dies erfordert viel Öffentlichkeitsarbeit, in die wir auch in Zukunft verstärkt investieren müssen. Wir müssen uns und unsere Projekte präsentieren.

Digitale Kirche ist eines der Themen, das bei dieser straffen Synode zur Sprache kommen wird.

Wolfgang Prader: Es ging ja indirekt im Vorfeld schon um dieses Thema, bei der Frage, Präsenzsynode oder digitale Synode. Covid hat einiges in Gang gesetzt. Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse der Diskussion. Digital ist gerade für unsere kleine aber auch sehr verstreute Kirche eine absolute Chance. Wir können Entfernungen überwinden, Nähe zeigen, Menschen bei sich zuhause erreichen oder im Krankenhaus. Und das ohne ein Riesenequipment. Diese Entwicklung ist im Gang, da gibt es sicher kein Zurück. Worum es aber geht, und das ist ganz wichtig, ist das Wie! Es gilt, sensibel die richtigen Formate zu finden, die richtige Mischung, ich sehe da eine große Aufgabe, aber auch große Möglichkeiten.

nd

Intervista con il Presidente uscente del Sinodo, Georg Schedereit

Dal 9 all’11 ottobre 2020, il XXIII Sinodo della Chiesa Evangelica Luterana in Italia terrà la prima seduta a Roma. Un Sinodo in formato ridotto e caratterizzato da severe misure di sicurezza, ma proprio per questo un segnale forte in questi tempi difficili di pandemia. Il focus sarà, come dice anche il titolo: “Scegliere = Wählen”, ovvero l’elezione del presidio sinodale e dei membri laici del concistoro. Ma anche se il tempo a disposizione è poco, il Sinodo dovrà prendere diverse decisioni per il futuro. L’ultima intervista prima dell’inizio del Sinodo con il presidente uscente, Georg Schedereit.

Oltre a Scegliere = Wählen, Lei ha anche un motto personale e molto attuale per il Sinodo 2020.

Georg Schedereit: “Ama il prossimo tuo come te stesso!” E questo significa per me in modo concreto e radicale: proteggere tutti i membri del Sinodo e me stesso indossando costantemente una mascherina igienizzante FFP2/FN995 sul naso e sulla bocca e tenendo PIÙ di un metro di distanziamento anche e soprattutto durante le riunioni informali nelle pause e la sera, all’interno e all’esterno.

Gravi motivi di salute l’hanno convinta a non candidarsi più, ma lei rimarrà sinodale della sua comunità di Merano. Cosa porta con sé degli ultimi quattro anni, o meglio, quattro anni e mezzo?

Georg Schedereit: Mi sono candidato alle elezioni del 2016 per un senso di gratitudine per tutto ciò che mi è stato dato finora dalla vita. Ero curioso e pronto a imparare, e credo di aver fatto un uso intensivo di questa chiamiamola “Facoltà di vita protestante applicata”. In passato non sono sempre stato vicinissimo alla Chiesa, ma anche a causa della storia della mia famiglia, vissuta sempre nell’area mitteleuropea di frizione tra cattolicesimo e protestantesimo, tra Prussia orientale, Tirolo, Alto Adige e Friuli-Venezia Giulia, mi sono sempre sentito legato a questa Chiesa, anche all’insegna del motto “avere fede significa dubitare”. E in questi ultimi anni, con tutti i miei dubbi, ho guadagnato in spiritualità.

Avvincente è una parola che occupa un posto importante nel suo vocabolario… 

Georg Schedereit: In un certo senso sì, e sinodo e chiesa sono molto avvincenti! Come lo è il vivere consapevolmente il modo sinodale così come lo intendiamo noi luterani, in differenza con altre strutture più autoritarie, sommato alla proverbiale, per me molto feconda, cultura protestante del confronto.  In questi anni ho continuato a ribadire l’indipendenza e la sovranità del Sinodo, forse più di quanto il concistoro fosse abituato fino adesso. Il Sinodo è il massimo organo decisionale della Chiesa Evangelica Luterana in Italia secondo i suoi Statuti! Sono orgoglioso del lavoro svolto dai membri sinodali in questi anni. Della loro energia, della loro perseveranza, delle sedute notturne… Noi protestanti abbiamo nel nostro dna l’idea della riforma. Siamo tanto riformatori del mondo, inteso anche in senso lato, come l’orizzonte della nostra azione vicina, quanto anche riformatori di noi stessi, nel senso di un continuo mettersi alla prova. Tutto questo include la cultura del dibattito, se necessario anche acceso, come anche la disponibilità di ammettere gli errori.

Cosa è stato particolarmente importante per lei in questi anni? 

George Schedereit: Innanzitutto il Sinodo nel 500° anniversario della Riforma nella nostra comunità più antica, Venezia, che è anche la mia città natale. Poi la promozione della comunicazione in generale e bilingue in particolare. Questo è il nostro biglietto da visita, e devo dire che siamo migliorati enormemente. Anche le mozioni dell’ultimo minuto vengono ora tradotte immediatamente, in modo che ogni sinodale possa consultare i documenti nella propria madrelingua. A mio parere, questo è un presupposto fondamentale per la vita sinodale. La CELI è bilingue per statuto, ma siamo una chiesa di diritto italiano. La nostra chiesa luterana non è ospite in Italia, ospiti sono invece i nostri pastori, che sono socializzati e formati nelle loro chiese nazionali tedesche, che portano cose nuove e ci arricchiscono, come viceversa la CELI e le sue comunità in Italia arricchiscono loro. Era mio intento durante il mio mandato visitare tutte le 15 comunità, anche a mie spese. Ci sono quasi riuscito. Questo mi ha permesso di avere una visione della vita quotidiana della nostra Chiesa. In più ho usato questi quattro anni e mezzo per approfondire i contatti ecumenici, con associazioni e anche transfrontalieri, che a mio parere sono di grande importanza.

Cosa augura al suo attuale sostituto e candidato alla sua successione, Wolfgang Prader?

Georg Schedereit: Ho sempre cercato di fare in modo che lui, come mio vice, avesse tutto il materiale a disposizione, che fosse aggiornato su tutto ciò che facevo e che pensavo. È ben introdotto. Gli auguro soprattutto una buona gestione del tempo; se preso sul serio, questo incarico comporta davvero un notevole dispendio di tempo! Auguro a lui e anche ai nuovi membri del Concistoro molto successo e lealtà ai principi protestanti. E poi mi permetta di concludere con una piccola provocazione…

Una provocazione?

Georg Schedereit: Sì, a modo di mindmap, anche riguardo al motto del nostro sinodo, Scegliere = Wählen. Vedo il Sinodo come una specie di confederazione, non vedo la CELI come una chiesa compatta con un’unica dottrina e un’unica visione. Molte persone che negli anni hanno deciso di aderire a questo nostro mondo luterano non sono luterani al cento per cento. La CELI vive di questa molteplicità evangelica che trascende i confini e la dottrina. Abbiamo tra i nostri membri sudamericani, olandesi, svizzeri, riformati, luterani, calvinisti, seguaci di Zwingli, ex cattolici… “Essere cristiani non significa parlare di Gesù Cristo, ma vivere come ha vissuto lui”, ha detto Zwingli. A ciascuno il suo modo. E a proposito di “Scegliere = Wählen “, questo dirò anche nella mia relazione al Sinodo, penso che siamo chiamati a scegliere tra

  • speranza e disperazione
  • fiducia e diffidenza
  • filantropia e misantropia
  • veridicità e ipocrisia
  • autoironia e autoelevazione
  • umorismo e narcisismo
  • chiusura e apertura al mondo
  • fede e paura

Nicole Dominique Steiner

Abschiedsansprache von Synodalpräsident Georg Schedereit – Souveränität der Synode

Eine letzte Ansprache in zehn Punkten und wie gewohnt, eine sehr persönliche Ansprache. Nach viereinhalb Jahren hat Georg Schedereit seinen Abschied genommen als Präsident der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien. Gesundheitliche Gründe haben ihn bewogen, nicht mehr zu kandidieren. Bevor die Teilnehmer der 1. Sitzung der XXIII Synode Wolfgang Prader zu seinem Nachfolger gewählt haben, gab Schedereit noch ein letztes Mal einen Einblick in sein ganz persönliches Verständnis vom Lutherisch-Sein.

Seine vier Amtsjahre so Schedereit, seien eine zutiefst sinnstiftende Horizont-Erweiterung gewesen: intensive Bibellektüre, Spiritualität, das Kennenlernen der 15 sehr unterschiedlichen und ausgesprochen lebendigen Gemeinden dieser kleinen Kirche in der Diaspora. Neutralität war ihm ein ebenso wichtiges Anliegen wie das Beharren auf der statutarischen Souveränität der Synode und auf der Basisdemokratie.

Aufgrund der von ihm erfahrenen Vielfalt, Unterschiedlichkeit und Breite sei ihm, betonte der scheidende Präsident, die ELKI zunehmend mehr als ein Dachverband als wie eine nationale Kirche vorgekommen. Pluralismus nicht nur ein Markenzeichen des Protestantismus, sondern auch der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien. Eine Kirche, die sich in Europa, zwischen Italien und Deutschland durchaus die Brückenbildung zugute schreiben dürfe.

In seinen vier Amtsjahren hatte Schedereit das Glück und die persönliche Genugtuung, maßgeblich an der Ausrichtung der Synode im Reformationsjahr 2017 mitzuwirken. Ein ihm persönlich wichtiges Anliegen war die Umstellung auf eine zweisprachige Kommunikation, um sowohl den deutschen Wurzeln der ELKI als auch ihrer heutigen Verwurzelung in Italien gerecht zu werden.

Zum Abschluss ließ es sich Schedereit nicht nehmen, seinem Nachfolger Wolfgang Prader vier Wünsche mit auf den Weg zu geben: ein erfolgreiches Zeitmanagement, Festigkeit, Neutralität und eine protestantische Streitkultur. Von den Synodalen verabschiedete sich Georg Schedereit mit einem Kompliment: „Ich möchte unsere hohe Synode, nicht ohne einen gewissen Stolz, beglückwünschen: zu Ihrer Konzentration, zum Diskussionseifer, zur Sachkenntnis, die ich in den vergangenen viereinhalb Jahren mit Ihnen erlebt habe. Auch zu Ihrer gut protestantischen Streitkultur und Konfliktfähigkeit.

Zum Thema der Synode, „Scegliere = Wählen“ gab der scheidende Präsident der Synode Gegensätze als Denkanstoß mit auf den Weg. „Das ganze Leben ist eine Wahl“, so Schedereit: Faustrecht oder Nächstenliebe, Gier oder Großzügigkeit, Scheinheiligkeit oder Wahrhaftigkeit, Ethnozentrik oder Weltethos, die goldene Regel aller Weltreligionen, Wahl zwischen einem wirklich synodalen Weg oder  einem autoritären Weg …

Und zum Abschluss ein doch sehr bewegtes „Danke an alle Mitdienenden. Servus. Salve – Bleibt gesund.

nd

Der Bericht des Dekans der Evangelisch-Lutherischen Kirche Heiner Bludau

Fürchtet Euch nicht! Mit diesem nicht von Angst sondern Dankbarkeit geprägtem Aufruf richtete sich Dekan Heiner Bludau in seinem Bericht über die Tätigkeit der vergangenen 18 Monate an die hohe Synode. Dankbarkeit, sich nach den Monaten der sozialen Distanzierung wieder begegnen zu dürfen, Dankbarkeit für die Perspektive einer persönlichen Zukunft, ebenso wie der Zukunft für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien. Pandemie und Digitalisierung, Situation der ELKI und ELKI-Pfarrschaft, Wahlen, Finanzen, Diakonie, Ökologie und Nachhaltigkeit waren die wichtigsten Stichpunkte.

Pandemie und Digitalisierung

Das Jahr 2020 war gezeichnet von Ausfällen auf allen Ebenen. Ausfällen von Begegnungen in kirchlichen und ökumenischen, auch grenzüberschreitenden Gremien, Veranstaltungen, Initiativen, Gottesdiensten, Pfarrkonferenzen, Sitzungen und Seminaren.  Die Coronavirus-Pandemie hat alles in Lockdown gesetzt, auch die Kirche. Dennoch, so Bludau, „ist das kirchliche Leben nicht zum Erliegen gekommen.“ Die ELKI hat sich streng an den Vorgaben der Regierung orientiert und tut dies weiter. Dies gilt in besonderem Maße natürlich auch für die Synode. In den Gemeinden und auf ELKI-Ebene, so der Dekan, sei es gelungen, kreativ alternative Lösungen zu finden, um dennoch Gemeinschaft zu leben. Worte zum Tag, schriftliche und digitale Gottesdienste, WhatsApp-Nachrichten, Telefonate, digitale Sitzungen… Auch die Kontakte zu den Partnerkirchen konnten aufrechterhalten werden. Großen Erfolg hatte die von der ELKI initiierte Spendensammlung zugunsten der beiden Evangelischen Krankenhäuser in Genua und Neapel und dem Krankenhaus Giovanni XXIII in Bergamo. Die Pandemie hat etwas in Gang gesetzt, was von der Synode diskutiert werden wird: die Digitalisierung der Kirche, das Suchen nach angemessenen Formaten, um die neuen Medien als Kirche zu nutzen. Heiner Bludau: „Unsere Kirche als Gemeinschaft der an Jesus Christus Glaubenden kann und muss sicherlich die technischen Möglichkeiten nutzen, um miteinander auch in schwierigen Situationen und über weite Entfernungen hinweg im Kontakt zu bleiben und sich abzustimmen; aber wenn sie ganz auf Zusammenkünfte verzichten würde, brächte sie damit ihren Charakter als Gemeinschaft in Gefahr.“

Situation der ELKI und ELKI-Pfarrschaft

Seit der letzten Synode im Mai 2019 fanden in einem Drittel der Gemeinden Personalwechsel statt, nämlich in Venedig, Verona, Florenz, Sizilien, Mailand und auch in Torre Annunziata. Pfarrerin Kirsten Thiele wurde als Nachfolgerin von Franziska Müller als Vizedekanin kooptiert. In Zukunft wird sich die ELKI weiterhin um die Schaffung einer eigenen Pfarrschaft bemühen.

Wahlen:

Die 1. Sitzung der XXIII Synode ist eine Wahlsynode. An wichtiger Stelle finden Wechsel statt: Das Synodalpräsidium und die drei Laienmitglieder des Konsistoriums. Das Konsistorium hat im Sommer 2019 eine Kommission zur Kandidatenfindung eingesetzt mit folgenden Vorgaben: eine möglichst gute Verteilung der Herkunftsgemeinden, eine gute Mischung von weiblichen und männlichen Kandidaten, die Präsenz von Kandidaten italienischer Herkunft. Ein Eignungskriterium war auch, dass die in Frage kommenden Personen bereits eine gewisse Erfahrung nicht nur bei der Leitung der Gemeinde, sondern möglichst auch in Bezug auf ELKI und Synode mitbringen.

Finanzen:

Der Steuerfonds 8xmille ist nach wie die wichtigste Einnahmequelle der ELKI. In den letzten Jahren sind die Mittel sukzessive zurückgegangen, auch in den anstehenden pandemiebedingten Krisenzeiten ist mit einem Ansteigen nicht zu rechnen. Dies bedeute, so der Dekan, dass einerseits darüber nachgedacht werden müsse, wie die Ausgaben der ELKI begrenzt werden können, andererseits muss überlegt werden, wie Projekte mit anderen Geldern als durch 8xmille finanziert werden können. Dankenswerter Weise konnten Projekte nicht zuletzt auch durch die Unterstützung der württembergischen Landeskirche und des Lutherischen Weltbundes weitergeführt werden. Werbung für 8xmille ist nur begrenzt möglich, aber dank der vermehrten Öffentlichkeitsarbeit konnten die mit 8xmille finanzierten Projekte doch einer breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht werden. Mit acht kurzen Videofilmen hätten zudem verschiedene 8xmille Projekte präsentiert werden sollten, acht Videos, aufgrund des Lockdowns konnten nur fünf realisiert werden, ein sechstes Video ist in Arbeit (zu sehen auf der Homepage der ELKI (http://www.ottopermilleluterana.org/).

Diakonie:

Die ELKI dankt für die Arbeit im diakonischen Bereich, für das Schaffen eines Netzwerks, das die diakonischen Tätigkeiten der 15 ELKI-Gemeinden koordiniert und für das Vorantreiben verschiedener diakonischer Projekte; all dies wurde von Daniela Barbuscia in den letzten Jahren betreut. In Zukunft wird Barbara Panzlau, Diakonin und seit vielen Jahren Leiterin des ältesten mit 8xmille geförderten Projekts der ELKI, der Seemannsmission in Genua, ehrenamtlich die Koordination der Diakonie der ELKI übernehmen. Sowohl auf Gemeindeebene als auch von Seiten der ELKI gibt es zahlreiche diakonische Projekte in den verschiedensten Bereichen: Flüchtlingshilfe, Hilfe für alte Menschen, für Kinder und Jugendliche, für Bedürftige mit einem sozial schwachen Hintergrund.  Allein am Golf von Neapel wurden nach der Abgabe der Trägerschaft der Schule Gesù di Nazareth, vier diakonische Projekte realisiert.

Ökologie und Nachhaltigkeit:

Die Synode des Vorjahres endete mit einem Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und ökologischem Engagement. In der Zwischenzeit wurde eine Internetseite zu diesem Thema online gestellt, Initiativen wurden zumindest angedacht, sind aber vermutlich auch aufgrund der Pandemie nicht zum Tragen gekommen. „Die Probleme der Klimaerwärmung und der Ökologie sind dabei Faktoren, die ständig an Bedeutung zunehmen“, mahnte Dekan Heiner Bludau. „Wir können als winzige Kirche diese Probleme nicht lösen, aber wir sollten auch nicht die Augen davor verschließen, sondern uns überlegen, welches unser spezifischer Beitrag sein kann.“

Lutherischer Weltbund:

Und zum Abschluss ein erfreulicher Ausblick auf Juni 2021. Dekan Bludau setzte die Synode in Kenntnis, dass die ELKI vom Lutherischen Weltbund angefragt worden sei, gemeinsam die nächste Ratstagung in Rom zu organisieren und im Anschluss an einer ökumenischen Veranstaltung im Vatikan zur Erinnerung an den Reichstag in Speyer 1521 teilzunehmen. Eine erfreuliche internationale Anerkennung für die ELKI.

nd