
Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre: 25 Jahre später
Rom, 5. Februar 2025 – (LWF) Vertreterinnen und Vertreter aus fünf christlichen Weltgemeinschaften kamen vom 30. Januar bis 1. Februar in Straßburg zusammen, um das 25-jährige Bestehen der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GER) zu feiern und zu erörtern, wie das Dokument zur weiteren Vertiefung der Beziehungen zwischen den Kirchen beitragen kann.
Veranstaltungsort des Treffens war das Institut für Ökumenische Forschung in Straßburg – der Ort, an dem die GER in den 1990er Jahren von katholischen und lutherischen Ökumene-Fachleuten erarbeitet wurde. Das wegweisende Dokument wurde von führenden Vertretern des Lutherischen Weltbundes (LWB) und der römisch-katholischen Kirche am 31. Oktober 1999, dem Reformationstag, in Augsburg unterzeichnet.
An der Jubiläumskonferenz nahmen Vertreterinnen und Vertreter aller weltweiten Kirchengemeinschaften teil, die der GER beigetreten sind – methodistische, anglikanische und reformierte Kirchen, die sich den ursprünglichen Unterzeichnenden angeschlossen haben. Unter den Teilnehmenden waren auch junge Theologinnen und Theologen, die sich aktiv an den Diskussionen beteiligten. Das Konferenzprogramm umfasste Vorträge, gemeinsamen Studienkreise und Kleingruppengespräche sowie eine Plenumssitzung, bei der über die Bedeutung der Rechtfertigung in heutigen Kontexten nachgedacht wurde.
Als Teilnehmer der Konferenz betonte Prof. Dr. Dirk Lange, Assistierender LWB-Generalsekretär für ökumenische Beziehungen: „Die GER ist nicht einfach eine Lehraussage – sie ist ein Bekenntnis. Sie ist eine Handlung, eine Verpflichtung und ein Gebet. Ein Bekenntnis verweist immer auf das Evangelium und ruft uns zur Einheit im Evangelium auf. Wie kann unser Bekenntnis in der Welt bekannt werden?“
Prof. Dr. Theodor Dieter, ehemaliger Direktor des Straßburger Instituts und einer der Mitverfasser der GER, erläuterte zentrale Inhalte und gab Einblicke in Debatten über bestimmte im Dokument verwendete Begriffe. Die Teilnehmenden erfuhren mehr über den Entstehungsprozess bis zur feierlichen Unterzeichnung, die unerwarteten kirchenpolitischen Auswirkungen und die mitunter entscheidende Rolle einzelner engagierter Personen für Fortschritte im ökumenischen Dialog – oder deren Ausbleiben.
Ein weiterer Schwerpunkt der Gespräche lag auf dem wichtigen Prozess der Assoziierung, durch den sich die GER von einem historischen bilateralen Abkommen zu einer multilateralen Plattform für ökumenisches Engagement entwickelt hat. Im Zuge der Diskussionen wurden grundsätzliche Fragen zur Bedeutung einer „Gemeinschaft der Kirchen“ erörtert. Der emeritierte methodistische Bischof Dr. Walter Klaiber reflektierte über das biblische Zeugnis der Rechtfertigung, das für alle Partner ein zentrales Thema bleibe.
Übersetzung in verschiedene Kulturen und Sprachen
Die katholische Theologin Prof. Annemaria Mayer leitete eine Diskussion über kirchliche Differenzen und die Art und Weise, wie diese in der Sprache der verschiedenen Konfessionen zum Ausdruck kommen. Sie fragte: Können Differenzen auf eine beziehungsorientierte Weise behandelt werden? Was, wenn die Differenzen unüberwindbar sind? Welche praktischen und pastoralen Auswirkungen hat eine Vereinbarung wie die GER, in der ein differenzierter Konsens angestrebt wird?
Mit Blick auf die Zukunft reflektierten die Teilnehmenden über die Relevanz der Rechtfertigung in der heutigen Zeit sowie über die Herausforderungen und bereichernden Impulse für die Verkündigung des Evangeliums, die sich aus interkulturellen Kontexten ergeben. Besondere Aufmerksamkeit erfuhr dabei auch die Frage der Übersetzung, sowohl im wörtlichen Sinne als auch im Sinne der Übertragung in verschiedene kulturelle Kontexte.
„Es ist eine anspruchsvolle, aber auch überaus spannende Aufgabe, die ein großes Potenzial für die Kirchen auf dem Weg hin zu einer tiefergehenden Gemeinschaft birgt,“ so Prof. Lange. „Indem wir Erkenntnisse austauschen, stärken wir unser Verständnis und unser gegenseitiges Vertrauen. Wir entdecken, was es bedeutet, gemeinsam unterwegs zu sein, und erkennen, dass wir auf unserer gemeinsamen Suche nach der Wahrheit nicht ohne einander auskommen.“

175 Jahre Evangelische Kirche in Mailand
Rom, 16. Januar 2025 – Am Sonntag, dem 19. Januar, beginnen die Feierlichkeiten zum 175-jährigen Bestehen der Evangelischen Kirche in Mailand.
Die Mitte des 19. Jahrhunderts gegründete evangelische Gemeinde von Mailand ist eine der ältesten nicht-katholischen christlichen Gemeinden der Stadt. Ihre Wurzeln reichen bis zum 10. Oktober 1850 zurück, als eine Gruppe von reformierten und lutherischen Gläubigen, hauptsächlich aus der Schweiz, Deutschland und dem Elsass, die Erlaubnis erhielt, den ersten Vorsitzenden der Gemeinde zu wählen. Das Motto lautete „Ubi spiritus, ibi libertas“ („Wo der Geist herrscht, dort ist Freiheit“). Es spiegelt auch heute noch die Seele der Gemeinde wider, die von einem Geist der Offenheit und des Glaubens beseelt ist. Die Christlich-Protestantische Kirche in Mailand (Chiesa Cristiana Protestante in Milano, CCPM) wurde so zu einem Bezugspunkt für die Evangelikalen in der Stadt und stellte sich mutig den strengen Auflagen der damaligen österreichischen Behörden.




Gläubiger und Philanthrop: Heinrich Mylius
Einen entscheidenden Anteil an der Entstehung und Entwicklung der Christlich-Protestantischen Kirche in Mailand hatte auch Heinrich Mylius, ein in Deutschland geborener Kaufmann und Bankier, der für sein kulturelles und soziales Engagement bekannt war. Mylius, ein Freund Alessandro Manzonis und Johann Wolfgang Goethes, unterstützte den Bau der 1864 eingeweihten Kirche im Stil der lombardischen Gotik. Das Gotteshaus in der Via Marco De Marchi 9 ist von einem üppigen Garten umgeben und ist heute ein Symbol der evangelischen Präsenz in Mailand. Im Laufe der Jahre wurde der architektonische Komplex mehrfach umgestaltet, wobei sein historischer Charme durch Elemente wie die Tamburini-Orgel und die bunten Fenster erhalten blieb.
Verbindung zur Bildung
Die evangelische Gemeinde in Mailand hat seit jeher die Bedeutung der Bildung erkannt. 1860 wurde die Protestantische Schule Mailand gegründet, die 1865 in Räume neben der Kirche verlegt wurde. Der rasche Anstieg der Schülerzahlen führte dann zur Errichtung eines eigenen Schulgebäudes im Jahr 1869. Auch wenn die Schule im Laufe der Jahre ihr Gesicht verändert hat – sie wurde zunächst zur Schweizer Schule und inspirierte später die Geburt der Deutschen Schule – bleibt ihr Beitrag ein zentrales Element der Mailänder Bildungsgeschichte.




Zwei Sprachen, eine internationale Gemeinde
Seit ihrer Gründung hat die Christlich-Protestantische Kirche in Mailand Menschen verschiedener Nationalitäten und Kulturen angezogen. Heute spiegelt sie diese Vielfalt durch eine ausgeprägte internationale und zweisprachige Ausrichtung wider, wobei bei den Gottesdiensten und Gemeindeaktivitäten abwechselnd Italienisch und Deutsch gesprochen wird. Die Gemeinde, die sich aus Industriellen, Kaufleuten und Angestellten schweizerischer und deutscher Herkunft zusammensetzt, ist auch für viele italienische evangelische Christen, die sich dem lutherischen Glauben zuwenden möchten, ein willkommener Ort geworden.
iÖkumene und interreligiöser Dialogalogo interreligios
Als Gründungsmitglied der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien (ELKI) und des Schweizer Evangelischen Kirchenbundes (SEK) ist die CCPM dem ökumenischen Dialog mit anderen christlichen Konfessionen verpflichtet. Sie arbeitet mit Waldenser-, Methodisten- und Baptistengemeinden zusammen und unterhält historische Verbindungen zur katholischen Kirche. Die CCPM ist auch im Ökumenischen Rat der christlichen Kirchen von Mailand und im Forum der Religionen aktiv, was ihre Rolle als Brücke zwischen den verschiedenen Religionen unterstreicht.




Auf dem Weg zur 175-Jahr-Feiersario
Im Jahr 2025 feiert die Christlich-Protestantische Kirche in Mailand ihr 175-jähriges Bestehen mit einem ereignisreichen Programm. Der Eröffnungsgottesdienst am 19. Januar 2025 um 10 Uhr wird gemeinsam von den Pfarrern Klaus Fuchs (lutherisch) und Hanno Wille-Boysen (reformiert) gehalten. Der Gemeindechor, die renommierte Mailänder Kantorei, wird die Feier mit liturgischen Stücken begleiten. Höhepunkt der Feierlichkeiten wird das Jubiläumswochenende vom 10. bis 12. Oktober 2025 sein, an dem auch institutionelle Partner wie das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland und die Deutsch-Italienische Handelskammer teilnehmen.

Aufruf zur Einreichung von Mikroprojekten: Engagement und Dialog
Rom, 3. Januar 2025 – Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien meldet eine große Beteiligung am zweiten Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen für Mikroprojekte, die von 8xMille-Geldern finanziert werden.
Zwischen dem 18. November und dem 18. Dezember 2024 haben mehr als 450 Organisationen ihre Anträge eingereicht, ein Zeichen für die wachsende Aufmerksamkeit für die Initiative.
Im Jahr zuvor waren es 287 Anträge, 2024 ist die Beteiligung um 63 % gestiegen und hat 457 Anträge erreicht. Dieser Anstieg verdeutlicht, wie diese Ausschreibung in der Finanzierungslandschaft für den dritten Sektor zu einer Referenz geworden ist.
Aufschlüsselung und Themenbereicheervento
Die Projekte sind in drei Bereiche untergliedert: 160 betreffen die Kultur, 231 die Bildung und 66 Klima und Umwelt. Diese Unterteilung spiegelt die aufkommenden Bedürfnisse der italienischen Gesellschaft wider und konzentriert sich auf strategische Sektoren.
Die Bewerbungen um Fördermittel kommen aus ganz Italien, insbesondere aus dem Landesinneren und aus Kleinstädten. Dabei gingen die meisten Vorschläge aus der Region Latium ein (107), gefolgt von der Lombardei (83), dem Piemont (43), der Emilia Romagna (35) und Venetien (32). Auch der Süden ist stark vertreten: Kampanien (31), Sizilien (23) und Apulien (20) gehören zu den aktivsten Regionen.
Das zur Verfügung stehende Budget von 100.000 Euro ermöglicht die Finanzierung ausgewählter Projekte mit Beiträgen von bis zu je 8.000 Euro. Bis Ende Januar 2025 wird die Bewertungskommission die Prüfung der Vorschläge abschließen und die Liste der ausgewählten Projekte dem Konsistorium zur Genehmigung vorlegen.
Eine begrüßenswerte Initiative
Eine kürzlich durchgeführte Umfrage bei den Empfängern der Mittel von 2023 bestätigte den Erfolg der Initiative. Die Einrichtungen würdigten die schnellen Auszahlungszeiten, die Begleitung durch das Dekanat und die Transparenz des Prozesses.
Laut Gianluca Fiusco, dem Koordinator der Bewertungskommission, „zeigen 63 Prozent mehr Anträge Vertrauen in die Lutheraner und die 8xMille-Gelder“, wobei er gleichzeitig auf die zunehmenden Schwierigkeiten des dritten Sektors hinweist, der oft um das Überleben oder die Kontinuität bestehender Initiativen kämpft.
Über die Ausschreibung hinaus
Die ELKI ist bestrebt, Beziehungen zu zahlreichen Organisationen aufzubauen, um innovative und nachhaltige Projekte zu unterstützen.

„Trotz des relativ geringen Budgets“, so Fiusco, „ist die Zahl der Körperschaften, die sich der ELKI anvertrauen, im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 62 % gestiegen. Dies ist ein interessantes Zeichen des Vertrauens in die evangelisch-lutherische Kirche und der Aufmerksamkeit für die Möglichkeiten, die diese 8xMille-Gelder bieten. Aber auch ein Zeichen für die Anstrengungen, die die Körperschaften des Dritten Sektors unternehmen, um zu überleben, um ihre Initiativen weiterzuentwickeln oder einfach den bestehenden Projekten Kontinuität zu verleihen.“
Aus diesem Grund hat die ELKI fruchtbare Beziehungen zu zahlreichen Organisationen geknüpft, die über die Möglichkeiten der Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen hinausgehen. Sie beabsichtigt dies auch weiterhin zu tun, um ein Engagement aufzubauen, das dank der Kapazitäten der fünfzehn lutherischen Gemeinschaften auf lokaler Ebene nicht nur die Projekte unterstützen kann, die in den Ergebnissen der Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen eine Finanzierungsmöglichkeit gefunden haben und finden werden, sondern auch andere mutige und weitsichtige Initiativen, die zum Dialog, zur Offenheit und in der Tat zum Austausch fähig sind.
Die 8xMille-Gelder der evangelisch-lutherischen Kirche in Italien stellen somit nicht nur eine Finanzierungsmöglichkeit dar, sondern sind auch ein konkretes Zeichen des Dialogs und des Teilens für das Gemeinwohl.
Die Bilder zur Veranschaulichung dieses Artikels sind nur ein Teil der eingesendeten Materialien. Wir danken allen Organisationen, die mit der Zusendung von Fotos, Videos, Postern usw. ihren Beitrag geleistet haben.