
Gendergerechtigkeit ist nicht verhandelbar
Die evangelischen Kirchen bekräftigen ihr Engagement für Geschlechtergerechtigkeit, Bildung und Menschenrechte und treten Ungleichheiten und Gewalt durch Glauben und konkretes Handeln entgegen.
Ein Erbe, das verteidigt werden muss
Am 21. März ging die 69. Sitzung der UN-Frauenrechtskommission (FRK) im Headquarter der Vereinten Nationen in New York zu Ende.
Dreißig Jahre nach der historischen UN-Weltfrauenkonferenz in Peking (1995) stellt sich die Welt weiterhin die Frage nach den erzielten Fortschritten und den noch zu bewältigenden Herausforderungen. Am zweiten Tag der Sitzung der UN-Frauenrechtskommission (FRK) stellte der Lutherische Weltbund (LWB) eine neue Publikation vor mit Beiträgen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Konferenz von 1995 und der Nachfolgegeneration, die diese Arbeit fortsetzt und sich heute weiterhin für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzt.
Gendergerechtigkeit ist ein Muss
In ihrer Rede betonte LWB-Generalsekretärin Dr. Anne Burghardt, dass Gendergerechtigkeit nicht verhandelbar sei. Sie warnte auch vor der Rückkehr reaktionärer Tendenzen, die die Chancen von Frauen und Mädchen weiterhin einschränken, die oftmals Opfer von Gewalt, Ausgrenzung und restriktiver Politik sind. Auch Pfarrer Khader El-Yateem der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) erklärte, dass die Aktionsplattform von Peking als ein übergeordneter grundsatzpolitischer Rahmen für die Frauenrechtsarbeit seiner Kirche gelte. Er wies jedoch auf die derzeitigen Schwierigkeiten hin: Die Zivilgesellschaft verliert ihre Handlungsräume und die Mittel für die Gestaltung von Programmen für Gendergerechtigkeit werden gekürzt.
Globaler Kontext im Wandel
Kristen Opalinski, die bei der ELKA für ökumenische und interreligiöse Beziehungen zuständig ist, erinnerte an den Optimismus, der damals nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Ende der Apartheid in Südafrika die Konferenz 1995 begleitete. Heute hingegen beherrschen Autoritarismus und Polarisierung die politische Landschaft. Sie rief die Kirchen auf, standfest zu bleiben, und betonte die eindeutige Verantwortung der lutherischen Glaubensgemeinschaft, da unsere Theologie darauf beruhe, Spannungen auszugleichen und gemeinsam einen Weg nach vorn zu finden.
Die Rolle der Kirchen im Kampf für die Gleichstellung
Joanna Lilja, Expertin für Geschlechtergerechtigkeit von der Schwedischen Kirche, merkte an, dass die Aktionsplattform von Peking beim derzeitigen politischen Klima wohl kaum angenommen werden würde. Daher bekräftigte sie die Dringlichkeit, die Rechte der Frauen zu stärken und diskriminierende Familiengesetze zu reformieren, wie es die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land bereits getan hat, die ein im Nahen Osten einzigartiges geschlechtergerechtes Familienrecht eingeführt hat.
Kaleb Sutherland, Direktor des International Leadership-Programms (ELKA), betonte die Bedeutung der Ausbildung von Frauen und Mädchen, da sie sich positiv auf die Gesundheit, die Wirtschaft und die Menschenrechte auswirke. Pfarrer Bafano Khumalo, Mitbegründer des Sonke Gender Justice Network, bemerkte, dass gesetzliche Änderungen allein nicht ausreichen: Es sei kulturelle Arbeit erforderlich, um patriarchalische Stereotypen zu beseitigen und eine gemeinsame Führungsverantwortung zu fördern.
Für eine gerechtere Zukunft
Pfarrerin Elitha Moyo, Regionalvertreterin der ELKA für Gendergerechtigkeit im südlichen Afrika, sprach über das allgegenwärtige Phänomen der geschlechtsspezifischen Gewalt in Simbabwe und die Bemühungen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Simbabwe, diese durch Bildung, Dialoge auf Gemeinschaftsebene und die Unterstützung der ökonomischen Selbstbestimmung der Frauen zu bekämpfen. Sie betonte die Schlüsselrolle sowohl der Regierungen, die gesetzliche Rahmenbedingungen stärken und mehr Mittel bereitstellen sollten, als auch der religiösen Autoritäten, die die Ziele der Geschlechtergleichstellung kommunizieren und sichere Räume für Frauen schaffen müssen.
Die Veranstaltung bestätigte, dass der Kampf für die Rechte der Frauen noch nicht vorbei ist. Der LWB und seine Kirchen werden die Pekinger Aktionsplattform weiterhin unterstützen, da die Gleichstellung der Geschlechter eine theologische und moralische Verpflichtung darstellt.