Gott sprach durch Ğibrīl, dem Erzengel Gabriel, nicht nur mit männlichen Propheten, sondern auch mit einigen Frauen, darunter auch Maria. Im berühmten Gespräch zwischen dem Erzengel Gabriel und Maria, der Mutter Jesu, steht in der Mariensure: «[Gabriel] antwortete: „Ich bin nur ein Gesandter deines Herrn, auf dass ich dir einen reinen Sohn beschere“» (Koran 19, 17-19).

In diesem Zusammenhang schreibt der bekannte Traditionist Ibn Ḥağar al-ʿAsqalānī (gest. 852/1448) in seinem monumentalen Kommentar der Ṣaḥīḥ al-Buḫārī (einer Hadithen-Sammlung): «Al-Qurṭubī [gest. 671/1272] sprach: «Die Wahrheit ist, dass Maria eine Prophetin war, weil Gott, der Allerhöchste, ihr durch den Engel die waḥī [eine Botschaft Gottes] sandte” […]. Es wird überliefert, dass es laut al-Ašʿarī sechs Prophetinnen gab: Eva, Sara, Hagar, die Mutter Moses, Asiya und Maria. Er argumentiert, dass, wer ein Gebot von Gott erhält, sei es ein Befehl, ein Verbot oder die Verkündigung eines zukünftigen Ereignisses, ein Prophet ist. Der Engel hat diesen Frauen solche Botschaften von dem Allerhöchsten und Glorreichen Gott übersandt. Im Koran wird dies explizit gesagt […]. Gott, der Allerhöchste, erwähnt erst Maria und dann die Propheten und schließt ihre Geschichten wie folgt ab: „Sie waren jene, denen Allah Seine Gnade erwiesen hat, Propheten aus der Nachkommenschaft Adams, unter denen, die Wir bis Noah begleitet haben, aus der Nachkommenschaft Abrahams und Israels, und unter denen, die Wir geführt und erwählt haben“ [Koran 19, 58]. Maria ist also mit unter ihnen.»

Die privilegierte Position Mariams wird auch aus der ʿImrān-Sure ersichtlich: «O Maria, Allah hat dich gewählt und dich gereinigt und dich erkoren aus den Weibern der Völker» (3, 42). Die Anbetung Mariams, ihre Reinheit und ihre äußerst privilegierte spirituelle Position werden auch in diversen Hadithen beschrieben. Er sagte z. B., dass Maria, zusammen mit Asiya, Fatima und Khadija eine der Frauen des Paradieses ist.

Vor und nach der Sure von Mariam (19) werden andere Geschichten von Propheten erzählt, wie die von Zacharias, Johannes, Abraham, Moses, Aaron, Idris und natürlich Jesus. Ihre Leben sind sehr unterschiedlich, gemein aber haben sie eine besondere Gabe Gottes, seine Gnade, und dass sie voller Liebe für Ihn und Furcht vor Ihm sind.

Im Koran wird Maria auch als “ein Zeichen” (àyah): definiert: « Und machten den Sohn der Maria und seine Mutter zu einem Zeichen …» (23, 50), «Wir hauchten ihr von unserem Geist ein und machten sie und ihren Sohn zu einem Zeichen für die Welt» (21, 91).

Nibras Breigheche, Associazione Islamica Italiana degli Imam e delle Guide Religiose, Trient

Übersetzung: Kerstin) Gros

(Vom Miteinander 4/2018)

 
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