
Der Weg: eine biblisch-theologische Perspektive
Das Thema Mobilität wird im Umwelt-Netzwerk der evangelisch-lutherischen Kirche aus einer theologischen Perspektive untersucht und verknüpft dabei Bewegung, Unterwegssein und evangelisches Zeugnis in modernen Städten.
Der Weg
Das diesjährige Thema des Umwelt-Netzwerks der lutherischen Kirche ist Mobilität. Wie auch immer man diesen Begriff interpretieren mag (Mobilität in der eigenen Stadt, auf dem Weg zur Arbeit oder in der Freizeit, z. B. beim Einkaufen oder beim Spazieren im Park; oder
Mobilität im Sinne von Tourismus, indem man außerhalb der eigenen Stadt Urlaub macht oder diejenigen beobachtet, die als Touristen in unsere Stadt kommen; oder schließlich die Mobilität der Migranten, die in unsere Städte kommen, weil sie Arbeit oder Sicherheit suchen, oder unserer Mitbürger, die unsere Stadt verlassen, um anderswo ihr Glück zu suchen), es ist notwendig, ihm eine theologische Perspektive zu geben, wenn man bedenkt, dass unser Umwelt-Netzwerk im Rahmen einer evangelischen Kirche agiert und sich offensichtlich auf die Botschaft Jesu Christi bezieht, die auch durch das Prinzip „Sola Scriptura“ vermittelt wird.
Mobilität bedeutet Bewegung, sich bewegen. In der Heiligen Schrift taucht das Thema Bewegung immer wieder auf: Es beginnt mit der Genesis, wo vom Geist Gottes gesprochen wird, der über dem Wasser schwebt (Gen 1,2), und endet mit der Offenbarung, wo im vorletzten Vers des letzten Kapitels das Kommen Jesu herbeigesehnt wird (Offb 22,20).
Bewegung wird dann mit Gehen in Verbindung gebracht und damit mit Mobilität, denn Gehen bedeutet, von einem Ort zum anderen zu gelangen.
Und häufig spricht die Heilige Schrift auch vom Weg, sei es des Menschen allein oder gemeinsam mit seinesgleichen (z. B. der Weg des Volkes Israel ins Gelobte Land), aber auch von Gott mit den Menschen (Der Herr selbst geht vor dir her, Mose bezieht sich hier auf Josua in Dtn 31,8).
Unterwegssein als theologische Lebenserfahrung: Denken Sie zum Beispiel an diejenigen, die in verschiedenen Funktionen und an verschiedenen Orten unterwegs sind, um das Evangelium zu verkünden und davon Zeugnis abzulegen. Die Pfarrer unserer italienischen Gemeinden zum Beispiel kommen aus anderen Gegenden und haben viele Kilometer zurückgelegt (wenn auch zum Glück nicht zu Fuß gehend), um das Evangelium hier bei uns zu verkünden.
Aber es gibt auch solche, die aus theologischer Sicht von diesem ständigen Unterwegssein und Begegnen in unseren Städten berichten. In der Evangelischen Kirche Tempelhof-Schöneberg in Berlin gibt es zum Beispiel die Arbeits- und Forschungsstelle Theologie der Stadt, die von Pfarrer Alexander Höner geleitet wird.
In der Einleitung der Website www.ts-evangelisch.de/theologie-der-stadt heißt es: „In der Stadt ist anders über Gott nachzudenken. Anders nachzudenken darüber, wie Gott in unserem Zusammenleben wirkt. Denn in der Verdichtung menschlicher Lebenswirklichkeiten ist die göttliche Dimension auf besondere Weise zu erfahren oder sie wird besonders schmerzlich vermisst. Bereits eine S-Bahn-Fahrt in einer Metropole macht das deutlich. Eine weißhaarige Frau sitzt gebückt über einen Trockenblumenstrauß, ihre Augen sind geschlossen. Ein Obdachloser schläft isoliert auf einer Vierer-Sitzgruppe. Eine Frau mit Kopftuch lächelt in den vor ihr stehenden Kinderwagen, ihr Mann lässt neben ihr die Gebetskette durch die Finger gleiten. In einem schicken Anzug fährt ein junger Mann zum Flughafen. Viele gucken mit leerem oder gehetztem Blick auf ihr Handy. Welche Hoffnungen haben diese Menschen, woran glauben sie, welche Fragen haben sie und wo engagieren sie sich, welche Werte vertreten sie, woran verzweifeln sie, wo sind sie verwurzelt, was gibt ihnen Identität? Wie entziffern sie die Sprache ihrer Stadt, wie lesen sie ihre Symbole? Noch anders gefragt: Wie halten sie ihr Leben zusammen, was trägt sie?“
Und diese Perspektive betrifft nicht nur Berlin und den Bezirk Tempelhof-Schöneberg, sondern auch uns und unsere Städte.
In der Hoffnung, dass wir auf unserem täglichen Weg eine bewusste theologische Erfahrung mit denen machen können, denen wir begegnen.
Giuseppe Lo Verde (Triest)