Das Leben Martin Luthers

Martin Luther (1483-1546) wollte die Kirche seiner Zeit reformieren. Seine theologischen Überzeugungen und die politischen Umstände aber ließen ihn am Ende zum Begründer einer neuen Konfession werden: Der evangelisch-lutherischen Kirche.

Am 10. November 1483 wurde Martin Luther in Eisleben geboren. 1501 begann er sein Studium in Erfurt, wo er 1505 das Magisterexamen ablegte, um Rechtswissenschaften zu studieren. Bald schon aber lebte der junge Student in Angst um sein Seelenheil angesichts des Jüngsten Gerichts.

Die endgültige Wende in seinem Leben erfolgte am 2. Juli 1505, wo er bei Stotternheim von einem Blitz zu Boden geschleudert wurde und in Todesangst rief: “Hilf, heilige Anna. Ich will ein Mönch werden!” So ging er am 17.Juli ins Augustinerkloster. Bei seinen Vorlesungen als Doktor der Theologie in Wittenberg ab 1512 über Bücher der Bibel packten Luther Zweifel und Angst wieder mit besonderer Wucht. Im Römerbriefs machte er dann eine bahnbrechende Entdeckung: Gerechtigkeit meint nicht die von ihm gefürchtete strafende, sondern Gottes schenkende Gerechtigkeit. Wie neu geboren verkündigte Luther fortan diese frohe Botschaft.

Gegen den Verkauf von Ablassbriefen protestierte Luther in seinen 95 Thesen, die er am 31. Oktober 1517 präsentierte. In Rom wuchs die Sorge über die schnelle Verbreitung und ungeheuere Wirkung der Thesen. Im Januar 1521 sprach der Papst den Bann über Luther aus. In seiner berühmten Rede auf dem Reichstag zu Worms am 18. April 1521 weigerte sich Luther zu widerrufen. Auf der Rückreise wurde er durch einen inszenierten Überfall auf die Wartburg bei Eisenach entführt. In zehn Monaten übersetzte er dort das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche (1534 lag die komplette deutsche Bibelübersetzung vor). Anfang März 1522 kam er trotz Reichsacht nach Wittenberg zurück.

1525 heiratete Luther die frühere Nonne Katharina von Bora. Sie hatten sechs Kinder. Er verfasste zahlreiche Schriften, darunter 1529 den “Kleinen Katechismus”. Umstritten sind heute Luthers Haltung im Bauernkrieg 1525 und seine späteren Schriften über das Judentum.

Luther starb am 18. Februar 1546 in Eisleben und wurde am 22. Februar in der Schlosskirche zu Wittenberg beigesetzt.

Jugend und Ausbildung

  • 1483 Martin Luther wird am 10. November in Eisleben (Thüringen) als Sohn von Margarete und Hans Luder geboren.
  • 1501 Nach einer Kindheit in Mansfeld, Magdeburg (1497/98) und Eisenach beginnt Martin Luther an der berühmten Erfurter Universität zu studieren.
  • 1505 Nachdem er sich zunächst gemäß dem Wunsch seines Vaters, der ihm eine erfolgreiche Karriere ermöglichen wollte, an der juristischen Fakultät eingeschrieben hatte, wird Luther gegen den Willen seines Vaters Mönch und tritt ins Kloster des Augustiner-Bettelordens in Erfurt ein.
  • 1507 Martin Luther wird zum Priester geweiht und beginnt im selben Jahr das Studium der Theologie.
  • 1512 Martin Luther macht seinen Doktor der Theologie und wird Professor für Bibellehre an der Universität Wittenberg.
  • 1514 Luther erhält einen Posten als Prediger an der Stadtkirche. Während seiner Zeit im Kloster und in den ersten Jahren der Lehre an der Universität setzt sich Luther intensiv und in existenzieller Weise mit seinem Glauben und der Bibel auseinander. In diesen Jahren entwickelt er die Grundlagen seiner Theologie.

Luther und der Beginn der Reformation

  • 1517 Man sagt, dass Luther am 31. Oktober dieses Jahres die 95 Thesen über die Buße an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg schlug, die eine deutliche Kritik an der Praxis des Handels mit Ablassbriefen enthielten. An diesem Datum gedenkt die lutherische Kirche jedes Jahr am Reformationstag, der 31. Oktober gilt somit als Beginn der Reformation. Tatsächlich führten die Thesen zu einer großen Auseinandersetzung und Martin Luther sah sich gezwungen, sie zu verteidigen.
  • 1518 In Rom beginnt der Häresieprozess gegen Luther.
  • 1520 Luther bekommt ein Ultimatum aus Rom gestellt. Die Theologie Luthers ist mittlerweile gereift, in diesem Jahr schreibt er drei Grundsatzwerke der Reformation: „An den christlichen Adel deutscher Nation“, „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“ und „Von der Freiheit eines Christenmenschen“.
  • 1521 Im Januar wird Luther exkommuniziert. Im April lädt ihn Kaiser Karl V. nach Worms zu einer Anhörung ein. Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise hatte Luther freies Geleit zusichern können. Gefragt, ob er seine Schriften widerrufen wolle, verneinte er, es sei denn, man könne ihm aufgrund der Heiligen Schrift zeigen, dass er sich geirrt habe. Er beendet seine Rede mit den berühmten Worten: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.“ Auf seiner Heimreise von Worms rettet ihm Friedrich der Weise das Leben, indem er ihn nach einem inszenierten Überfall entführen lässt und daraufhin auf der Wartburg unter dem falschen Namen Junker Jörg versteckt. Dort übersetzt Luther das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Bis 1534 übersetzt er die gesamte Bibel und legt damit einen Grundstein sowohl für die lutherische Kirche als auch für die deutsche Sprache.

Luther festigt seine Position

  • 1522 Martin Luther kehrt nach Wittenberg zurück, um den Aufruhr zu beruhigen, den einige seiner radikalen Unterstützer (z.B. Andreas Bodenstein) hervorgerufen haben. In den folgenden Jahren ist Luther vor allem damit beschäftigt, das in die Tat umzusetzen, was er gepredigt hatte. Er überarbeitet die Gottesdienstliturgie, reformiert die Schule und führt eine kommunale Kasse zur sozialen Unterstützung ein. Aber es sind auch Jahre, in denen Luther seine Theologie von parallelen und in vielen Punkten verwandten Bewegungen abgrenzen muss. Mit Ulrich Zwingli gibt es Differenzen vor allem bezüglich der Deutung des Abendmahls, die die evangelische Welt entzweien. Tatsächlich entwickeln sich innerhalb der Reformation zwei Strömungen: die Lutheraner und die Reformierten. Erst mit der Leuenberger Konkordie von 1973 wird diese Spaltung endgültig überwunden.
  • 1525 Es entsteht der Bauernaufstand, angeheizt von radikalen Reformatoren (z.B. Thomas Müntzer). Luther unterstützt ihre Forderungen, lehnt aber jede Form des ungeregelten Protestes ab. Als die Bauern zu den Waffen greifen, ruft Luther auch die Fürsten zu den Waffen und der Protest wird in einem Blutbad erstickt. Die vielen Toten lasten schwer auf Luthers Gewissen. 1525 schreibt Luther „De serve arbitrio“, mit diesem Werk löst er sich vom Humanismus. Noch unter dem Eindruck des Bauernaufstandes und zur Überraschung seiner Freunde, die ihm davon abgeraten hatten, heiratet Luther die ehemalige Nonne Katharina von Bora. Für Luther war es ein Zeichen der Hoffnung in einer Welt, die ins Chaos abzustürzen schien. Ohne Zweifel änderte sich mit der Ehe das Leben Luthers. Der Mönch und Reformator wird Familienvater: Sechs Kinder werden geboren. Darüber hinaus ist Katharina von Bora eine große Hilfe für Martin Luther, der kein praktisch veranlagter Mensch ist. Sie kümmert sich um den Haushalt und verwaltet seinen Besitz. Das war keine einfache Aufgabe, denn Luther kümmerte sich nicht ums Geld und lud stets Gäste ins Haus ein, in dem neben den vielen Gästen bereits Studenten und die Schwester Katharina von Boras mit ihren sechs Kindern lebten. Bei Tisch diskutierte man häufig über theologische Probleme und aktuelle Fragen. Einige Bewunderer schrieben die Worte Luthers auf, die uns so in den „Tischreden“ überliefert sind. Luther stand vor einem gewaltigen Arbeitspensum: Die Kirche musste organisiert werden, politische Probleme gelöst und theologische Auseinandersetzungen geführt werden. Aber seine Hauptbeschäftigung blieb stets die Predigt, die Lehre und die Seelsorge.

Luther in seinen letzten Jahren

  • 1530 Luther inspiriert die Condessio Augustana – das Augsburger Glaubendbekenntnis –, von seinem engen Mitarbeiter und Freund Philipp Melanchthon verfasst und auf dem Reichstag in Augsburg dargelegt.
  • 1543 Als letztes großes Werk Luthers wird sein Kommentar zur Genesis veröffentlicht.
  • 1546 Luther stirbt am 18. Februar.