Philipp Melanchthon
Der engste Mitarbeiter Martin Luthers: Philipp Melanchthon
“Es gibt kein besseres Buch nach der Heiligen Schrift” meint Luther über die Loci communes, die Melanchthon 1921 verfasste. Aber wer ist der Verfasser von Büchern, die mit der Heiligen Schrift vergleichbar sind? Philipp Schwarzerdt wird am 16. Februar 1497 in Bretten geboren. Der Vater, Waffenmeister am Kurpfälzischen Hof, hat objektiv nicht die Zeit, sich seinen Kindern zu widmen. Darum wird Philipp dem Großvater anvertraut, der ihn, wenn er das richtige Alter erreicht hat, in die lateinische Schule einschreiben wird. Aber mit nur 11 Jahren verliert Philipp im Lauf von wenigen Wochen Vater und Großvater und wird von einem Großonkel seiner Mutter in Pforzheim aufgenommen. Es handelt sich um den schon damals bekannten Humanisten Johannes Reuchlin. Bald bemerkt der Großonkel die tatsächlichen Fähigkeiten des jungen Philipps und seine guten Kenntnisse – dank auch der lateinischen Schule – der alten Sprachen. Und er ist es, der ihm den “humanistischen” Namen “Melanchthon” verleihen wird (Übersetzung des deutschen Namens ins Griechische: Melan: schwarz, chton: Erde). Seine Fähigkeiten führen ihn nach kaum einem Jahr in der lateinischen Schule von Pforzheim zur Einschreibung an der Universität Heidelberg: Er ist gerade 12 Jahre alt! Am Ende des Studiums wird er aber als zu jung für einen akademischen Titel gehalten.
Darum geht er nach Tübingen, in der dortigen Universität hat er nicht nur die Möglichkeit seine Abschlussprüfung zum “Magister artium” zu absolvieren, sondern wird bald darauf auch Dozent. In Tübingen erhält er – auf Veranlassung von Reuchlin – die Ernennung zum Dozenten der griechischen Sprache an der Universität Wittenberg, die noch auf der Suche nach Lehrern ist. In Wittenberg schließt er eine enge Freundschaft, die bald zu einer aktiven Zusammenarbeit wird: mit Luther. Luther wird ihn in die Theologie einführen, die Loci communes rerum theologicarum von 1521, eine systematische Darstellung der evangelischen Theologie, von der am Anfang die Rede war, sind das erste konkrete Ergebnis dieser Zusammenarbeit. Zu einer Tragsäule der Theologie der Reformation wird Melanchthon (obwohl er sich immer gegen den Wunsch Luthers wehrte, der theologischen Fakultät beizutreten) anlässlich des Augsburger Reichstages. Hier wollten die Fürsten, die sich der evangelischen Theologie von Luther angeschlossen hatten, Kaiser Karl V. ein Dokument, das ihren Glauben deutlich und kurz darstellte, vorstellen. Luther konnte am Reichstag nicht teilnehmen: Als Exkommunizierter und vom Reich Verbannter wäre er sicher verhaftet und verbrannt worden. Deshalb nahm sein Freund Melanchthon teil und verfasste das Dokument für den Kaiser: Bis in die Nacht vor der offiziellen Vorlesung und Übergabe arbeitete er daran. “Das Augsburger Bekenntnis” ist heute noch das zentrale Schriftbekenntnis aller lutherischen Kirchen in der Welt. Außer mit den verschiedenen weiteren Ausgaben der Loci communes – immer neu bearbeitet und bereichert – und der Verfassung von weiteren theologischen Werken, die noch nach seinem Tod, besonders in der Zeit der sogenannten lutherischen Orthodoxie, weit über Deutschland hinaus bekannt wurden, beschäftigte sich Melanchthon mit der damals akuten Frage der Didaktik.
Nicht zu Unrecht hat man ihn als “praeceptor Germaniae” bezeichnet. Er legte damals den Grundstein für die “staatliche Schule” und sich erst in jüngster Zeit überall durchgesetzt hat. Er dachte schon damals daran, den Fürsten und den Städten (also dem Staat) die Erziehung der Jugend anzuvertrauen. Alle müssten die Möglichkeit der Ausbildung haben (nicht nur die wenigen Privilegierten, die es sich leisten konnten Klosterschulen zu besuchten und nicht nur die Männer!). Sein Vorschlag eines solchen Schulsystems wurde in fast allen Gebieten, die der Reformation beigetreten waren, aufgenommen, später auch in anderen Gebieten bis zu dem Generalkonsens im 20. Jahrhundert. Philipp Melanchthon stirbt am 19. April 1560 und wird, neben Luther, in der Schlosskirche von Wittenberg begraben.