Rom, 6. Juni 2023 – Vom 7. bis 11. Juni findet in Nürnberg der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag statt.
Krieg und Klima sind die zentralen Themen der diesjährigen Ausgabe unter dem Vorsitz von Karl Ernst Thomas de Maizière, dem ehemaligen Bundesminister der Verteidigung und des Innern. Als führendes Mitglied der CDU führte der evangelische Politiker das Gremium für den Kirchentag zu einer Ausgabe, die de Maizière selbst als „eine Art Lagerfeuer“ für Gläubige und Gesellschaft in diesen „besonderen Zeiten“ bezeichnete.
De Maizière erläuterte in Anlehnung an die Losung der evangelischen Großveranstaltung „Jetzt ist die Zeit“ (Markus 1) die Verpflichtung des Kirchentages, nicht nur darüber nachzudenken, was das für Zeiten sind und inwiefern diese Zeiten besonders sind, vor allem mit Blick auf den Krieg, auf Frieden, auf Schöpfung, auf Gerechtigkeit und Demokratie. Sondern auch und vor allem darüber, wie besonders für die Gläubigen der Schatz ist, der ihnen durch diese Treffen zugänglich gemacht wird.
Darüber hinaus hat sich der Kirchentag im Laufe der Zeit über die protestantische und deutsche Dimension hinaus weiterentwickelt: In der Tat strömen nicht nur deutsche Christen, sondern auch viele Delegationen und Teilnehmer aus ganz Europa und der Welt zu jeder Ausgabe.
Auch die ELKI wird in diesem Jahr mit einem eigenen wichtigen Bereich vertreten sein, der von den Pfarrern Tobias Brendel und Georg Reider organisiert wird.
Und auch der in diesem Jahr gewählte Rahmen, die Stadt Nürnberg, ist von Bedeutung. Die fast tausendjährige Geschichte dieser Stadt ist geprägt von Kunst, Handwerk und Gelehrsamkeit. Martin Luther (1483-1546) bezeichnete Nürnberg einmal als „Auge und Ohr Deutschlands“. Durch den neuen Buchdruck verbreiteten sich seine reformatorischen Ideen schnell in Nürnberg, das bis heute ein gutes Pflaster für Protestanten ist.
Mehr als 100.000 Teilnehmer werden zu den über 2000 Einzelveranstaltungen zu drei Themenbereichen erwartet: Spiritualität, Gesellschaftspolitik und Kultur.
Zum ersten Mal enthält das Programm auch Diskussionsmomente zu Themen, die mit den Nachrichten und dem aktuellen Zeitgeschehen in Zusammenhang stehen, so dass man sich nicht mehr nur an Programme halten muss, die Monate im Voraus geplant wurden und nun möglicherweise veraltet sind.
Wie bereits erwähnt, wird das Klima sicherlich eines der zentralen Themen des Kirchentages sein, mit mehr als 100 Veranstaltungen, die der Bewahrung der Schöpfung gewidmet sind. Erwartet werden verschiedene Exponenten, die sich für den Klimaschutz einsetzen, wie z. B. Luisa Neubauer und Vanessa Nakate aus Uganda, die Volkswirtin Maja Göpel, Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und der Altbundespräsident Joachim Gauck.
Aber Nürnberg hat auch eine kontroverse Geschichte im Zusammenhang mit der Rolle, die es während des Naziregimes spielte und den beeindruckenden Veranstaltungen, die von der damaligen Propaganda organisiert wurden. Ein Podiumsgespräch mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, wird sich der Aktualität des Antisemitismus widmen.
Ziel des Kirchentages ist eine immer größere Öffnung gegenüber der Gesellschaft. Die Organisation dieses „Volksfestes“ läuft seit vier Jahren und umfasst nicht nur kirchliche Einrichtungen, sondern auch lokale Behörden, die Polizei und ein riesiges Netz von etwa 4.000 Ehrenamtlichen, die den Teilnehmern mit ihrer Unterstützung zur Seite stehen.
Dennoch steht der Kirchentag vor einem Wandlungsprozess und einer entscheidenden Frage: Soll er in erster Linie ein Treffpunkt für Christen sein oder sollte er sich stärker der Gesellschaft öffnen?
Genau auf diesem Grat bewegt sich die Frage nach der Ökumene des Kirchentages. Sollen die beiden Events, der evangelische und der katholische Kirchentag, zwei getrennte Momente bleiben, mit der Möglichkeit von Begegnungen, oder sollen sie zu einem einzigen Treffen verschmelzen?
Auf jeden Fall werden wir erneut vom Kirchentag berichten mit Nachrichten direkt von der ELKI-Delegation, die in diesen Stunden bereits auf dem Weg nach Nürnberg ist.
Glossar Kirchentag: Der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) wurde 1949 von der Deutschen Evangelischen Kirche gegründet und wird alle zwei Jahre in einer anderen Stadt in Deutschland ausgetragen. 2023 findet der Kirchentag zum 38. Mal statt. In regelmäßigen Abständen wird ein ökumenischer, evangelischer und katholischer Kirchentag veranstaltet. Quelle: Für weitere Informationen klicken Sie hier. Offizielle Website des Kirchentags 2023, hier. Titelfoto: ©DEKT/Fabian Weiss