Rom, 21. Februar 2023 – Wenn Sie im Internet nach der Leuenberger Konkordie in italienischer Sprache suchen, werden Sie nur spärliche Informationen finden, die oft ausschließlich protestantischen Ursprungs sind.
Was aber ist eigentlich die Leuenberger Konkordie?
Zwischen dem 12. und dem 16. März 1973 wurde in Leuenberg bei Basel (Schweiz) eine Art Konvention ausgearbeitet und dann unterzeichnet. Eine Konvention zwischen den europäischen Kirchen der Reformation, um eine klare und definierte kirchliche Gemeinschaft zu schaffen.
Sie schließt lutherische, reformierte und unierte Kirchen (d. h. Lutheraner und Reformierte zusammen) ein, aber auch die ihnen verwandten vorreformatorischen Kirchen der Böhmischen Brüder und der Waldenser. Aus diesen ersten Informationen erfahren wir, dass die Konkordie in diesem Jahr 50 Jahre alt wird!
Ausgehend von den Traditionen und Glaubensbekenntnissen jeder einzelnen Kirche legt diese Konvention gemeinsame theologische Grundlagen dar und gewährt einander Gemeinschaft an Wort (Bibel) und Sakrament. Dazu gehört auch die gegenseitige Anerkennung der Ämter, der Ordination von kirchlichen Amtsträgern (in erster Linie Pastoren und Pastorinnen). Heute ist die Konkordie ein ökumenisches Dokument, das von mehr als 94 lutherischen, methodistischen, reformierten und unierten Kirchen aus über dreißig Ländern in Europa und Südamerika angenommen wurde. Diese umfassen schätzungsweise rund 50 Millionen Gläubige.
Eine Selbstverständlichkeit?
Die Leuenberger Konkordie ist nicht einfach nur die formale, gemeinsam unterzeichnete Anerkennung einer Gemeinschaft zwischen Kirchen, die ihren Ursprung in der von Martin Luther eingeleiteten Reformation haben oder sich ihr angeschlossen haben, weil sie bereits existierten. Die Gemeinschaft zwischen den verschiedenen Kirchen, die sich in der Reformation wiedererkennen, kann nicht als selbstverständlich angesehen werden. Nicht nur, weil der Prozess, der zu Leuenberg führte, sehr lange reifen musste, Jahrhunderte lang. Sondern weil es auch innerhalb des Protestantismus theologische und ekklesiologische Unterschiede gab und gibt, die sich aus unterschiedlichen Sensibilitäten, Theologien und Ekklesiologien ergeben. Die Konkordie ist das Ergebnis eines Weges, auf dem die Kirchen ihre Gemeinschaft sichtbar und damit praktikabel machen wollten. Also mehr als ein formaler Respekt für die anderen. Eine anspruchsvolle und programmatische Vereinbarung, von der man nicht sagen kann, dass sie endgültig erreicht ist, es sei denn, durch kontinuierliche Bemühungen, sie in die Praxis umzusetzen.
Ein Text für Experten?
Wie alle Dokumente, die sich mit theologischer Komplexität befassen und eine Synthese der Vielfalt anstreben, ist die Leuenberger Konkordie kein leichter Text. Dennoch ist es ein einfacher Text. In dem Sinne, dass er versucht, die theologischen und ekklesiologischen Komplexitäten in einem ganz und gar protestantischen Geist zugänglich zu machen, ohne sie zu bagatellisieren. Die Konkordie besteht aus einer Präambel (die ersten beiden Paragraphen) und drei Teilen.
Im Detail
Die drei Teile sind:
- Der Weg zur Gemeinschaft, auf dem das reformatorische Zeugnis für die Wiederentdeckung der Schrift thematisiert wird, und wie die Kirchen der Reformation im Laufe der Zeit lernten, „…das grundlegende Zeugnis der reformatorischen Bekenntnisse von ihren geschichtlich bedingten Denkformen zu unterscheiden“ (Par. 5). Der Schwerpunkt liegt daher auf der Frage, wie sich das Verhältnis der Kirchen zueinander gewandelt hat, so dass das gemeinsame Zeugnis ein dynamischer, beweglicher Prozess ist.
- Die Übereinstimmung angesichts der Lehrverurteilungen der Reformationszeit zu Themen wie Rechtfertigung durch den Glauben und die ausschließliche Heilsmittlerschaft Jesu Christi als „Maßstab aller Verkündigung der Kirche“ (Par. 12) und der Sakramente. Gerade letztere werden als Worte des Zuspruchs verstanden und dem Wort der Predigt zur Seite gestellt: eine Form der Verkündigung durch Symbole.
- Die Erklärung und Verwirklichung der Kirchengemeinschaft mit dem gemeinsamen Verständnis von Abendmahl, Christologie, Prädestination und der Erklärung der Überwindung der gegenseitigen Verwerfungen. Insbesondere wird davon ausgegangen, dass Jesus Christus sich selbst vorbehaltlos allen gibt, die Brot und Wein empfangen, und dass es unmöglich ist, die Gemeinschaft mit Jesus Christus in seinem Leib und Blut vom Akt des Essens und Trinkens zu trennen.
Und heute?
Heute ist die Konkordie ein Text, der die Kirchen zu einem gemeinsamen Weg im Verständnis der Gesellschaften, in denen eingebettet sind, herausfordert. Eine Gemeinschaft, die heute vielleicht eines konkreten Engagements bedarf, nicht nur in dem Umfeld, in dem Spezialisten zusammenkommen. Das heißt, eine Gemeinschaft, die sich über die Unterzeichnung oder Erneuerung dieser Vereinbarung hinaus im konkreten Leben der Kirchen, die sich in all ihren territorialen Ausprägungen darauf beziehen, verwirklichen kann. Schließlich bietet die Konkordie einen breiten Raum der Gemeinschaft, der nicht nur beruhigend, sondern auch programmatisch ist. Die verschiedenen Initiativen in Europa zeugen von der Bereitschaft der Kirchen zu einer Neuinterpretation, indem sie von Leuenberg ausgehend die Lesarten, die heute möglich sind, hinterfragen. Um ihre Zustimmung zur Konkordie in einer umfassenden Perspektive der Konfrontation, des Zuhörens und der Reflexion zu bekräftigen, hat die ELKI den Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, Mario Fischer, zur nächsten Synode im April eingeladen.
Die italienische Version der Konkordie können Sie hier herunterladen.