Rom, 9. Juli 2024 – Der 7. Juli ist der Welttag der Schokolade. Natürlich darf dieses „schwarze Gold“ in der Liste der Tage des Jahres, die uns an etwas oder jemanden erinnern sollen, nicht fehlen.
Schokolade ist zweifellos weltweit eine der beliebtesten Delikatessen. Und doch stehen hinter ihrer Produktion große ökologische und soziale Herausforderungen.
Die Auswirkungen, die die Kakaoproduktion auf den Planeten hat, betreffen vor allem die lokalen Gemeinschaften – manchmal auf sehr problematische Art und Weise.
Schokoladenherstellung: ein komplexer Prozess
Denn genau mit der Kakaoproduktion beginnt der Weg zur Schokolade. Die Kakaofrucht wird vor allem in tropischen Ländern angebaut. An ihrer Ernte und Verarbeitung sind Millionen von Kleinbauern beteiligt, oft unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen.
70 % der weltweit angebauten Kakaobohnen stammen aus vier westafrikanischen Ländern: Côte d’Ivoire, Ghana, Nigeria und Kamerun. Allerdings produzieren nur Côte d’Ivoire und Ghana zusammen mehr als die Hälfte des weltweiten Kakaos. Weitere Kakao produzierende Länder sind Indonesien und südamerikanische Länder wie Brasilien und Ecuador.
Es wird geschätzt, dass sechs Millionen Bauern Kakao anbauen (Quelle: FairTrade). Dies geschieht vorwiegend in kleinen Betrieben, auf zwischen 1 und 5 Hektar großen Familiengrundstücken. Das bedeutet, dass nur 5 % aus Großplantagen stammen.
Schätzungsweise gibt es jedoch im Süden der Welt über 40 Millionen Bauern, Landarbeiter und ihre Familien, die sich ihren Lebensunterhalt mit der Kakaoproduktion sichern. In einigen westafrikanischen Ländern sind sogar bis zu 90 % der Bauern vom Kakaoanbau abhängig.
Dabei ist der Kakaoanbau immer noch ein weitgehend manueller Prozess, der äußerst mühsam ist und eine ständige Aufmerksamkeit bei der Pflege und Ernte der Früchte erfordert, um noch unreife Samen nicht zu zerstören. Der Kakaobaum blüht das ganze Jahr über. Er produziert große Schoten, in denen sich zwischen 20 und 30 Samen befinden, die von einem süßen weißen Fruchtfleisch umschlossen sind.
Um ein halbes Kilo Kakao zu produzieren, braucht es die ganze Jahresernte eines Baumes. Allerdings reifen die Schoten nicht alle gleichzeitig, so dass die Bäume ständig gepflegt werden müssen. Hinzu kommt die extreme Empfindlichkeit der Pflanze: Der Kakaobaum ist sehr anfällig für Schädlinge und Krankheiten und reagiert stark auf Wetterveränderungen und damit auf die Folgen des Klimawandels.
Eine große ökologische und soziale Herausforderung
Die Nutzung natürlicher Ressourcen, der Landverbrauch, die Wüstenbildung und die direkte Abhängigkeit von Millionen von Menschen von der Kakaoproduktion machen deutlich, wie wenig wir beispielsweise in Europa über das komplexe System wissen, das sich hinter jeder einzelnen Tafel Schokolade verbirgt.
Darüber hinaus hat die steigende Nachfrage nach Kakao zu einer zunehmenden Abholzung der Wälder in den tropischen Regionen geführt. Die Regenwälder werden gerodet, um Platz für Kakaoplantagen zu schaffen, was die Artenvielfalt gefährdet und zu einem Anstieg der Kohlenstoffemissionen beiträgt.
Um die Produktivität zu steigern, greifen viele Kakaobauern auf den intensiven Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln zurück. Dies kann die Wasserressourcen verschmutzen und das lokale Ökosystem schädigen.
Einer Untersuchung des Guardian zufolge hat der Kakaoanbau in Côte d’Ivoire seit 1960 zur Abholzung von bis zu 90 % des Regenwaldes geführt.
Parallel dazu hat sich ein illegaler Markt für die Kakaoernte entwickelt. Die wachsende weltweite Nachfrage nach Schokolade birgt daher die Gefahr, dass der Regenwald in Côte d’Ivoire bis 2030 vernichtet wird (Il Post, 2018). Und wir sprechen hier von Ländern, in denen die Mehrheit der Bevölkerung so arm ist, dass sie sich nicht mal einen Schokoriegel leisten kann.
Aber es gibt noch eine weitere wichtige Konsequenz: Die Ausweitung des Kakaoanbaus und Armut hängen unmittelbar miteinander zusammen. In der Tat können die Kleinbauern nicht allzu viel in die Pflege und Erhaltung der Kakaobäume investieren. Anstatt alte oder kranke Bäume zu ersetzen, wird also die Plantage einfach vergrößert und so die Nachhaltigkeit des Bodens gefährdet.
Auf Schutzgebiete und Nationalparks wird bei dieser Expansion keine Rücksicht genommen. Die Notwendigkeit, ein Existenzminimum zu erreichen, veranlasst die Kakaobauern daher, immer weiter neue Bäume zu pflanzen.
Der Vertrieb ist in den Händen von Zwischenhändlern und großen Schokoladenherstellern. Dies ist ein langer Weg mit vielen Schritten, sodass es letztendlich sehr kompliziert ist, die tatsächliche Herkunft des verwendeten Kakaos zu garantieren.
Einfach ausgedrückt besteht die Gefahr, dass Kakaoplantagen ein wachsendes Problem für die Artenvielfalt darstellen.
Soziale Auswirkungen
Um das Existenzminimum zu erreichen, versuchen die Landwirte, ihre Kosten durch Kinderarbeit zu senken. Dabei arbeiten die Kinder unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und mit Auswirkungen, die ihre Gesundheit gefährden. Tausende von Kindern werden unter gefährlichen Bedingungen beschäftigt und haben oft keinen Zugang zu Bildung.
Außerdem leben die Kleinbauern zumeist in extremer Armut. Sie sind anfällig für Marktpreisschwankungen und haben keinen Zugang zu grundlegender Infrastruktur wie Gesundheitsversorgung und Bildungseinrichtungen.
Ein bitterer Glaube
Im Laufe der Jahrhunderte hat die Verwendung von Schokolade in der Kirche eine wichtige Rolle gespielt und wurde sehr geschätzt. Während der Fastenzeit beispielsweise wurde das kirchliche Fasten von den katholischen Hierarchien mit äußerster Strenge geregelt. Nach der Regel „Liquidum non frangit jejunum!“ – „Was flüssig ist, bricht kein Fasten!“ war der Genuss von heißer Schokolade jedoch erlaubt.
Heute sind die Christen in der Welt unmittelbar in eine ganz bestimmte Dynamik der Verantwortung eingebunden. Die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Nachhaltigkeit ist nicht einfach die Antwort auf eine allgemeine Bemühung um die Bewahrung der Schöpfung.
Christen sind verantwortungsvolle Verbraucher. Das heißt, sie treffen informierte Entscheidungen, auf die der Glaube einen Einfluss hat.
Die Unterstützung nachhaltiger Projekte, die Zertifizierungen einhalten oder im Rahmen von Aufforstungsinitiativen arbeiten, ist ein erster Schritt.
Ebenso die Bevorzugung von Produkten, die die Arbeit der Landwirte schützen, d. h. die aus kontrollierten Lieferketten stammen, in denen Kinderarbeit nicht möglich ist, oder die sich an einem fairen Preis für die Arbeit der Kleinbauern beteiligen.
Der Sinn von Tagen wie diesen besteht nicht darin, uns den „Genuss“ von etwas zu nehmen – in diesem Fall von Schokolade. Als Christen haben wir jedoch die Pflicht, unseren Glauben mit unserem Handeln in Einklang zu bringen. Die Freude an den Früchten der Schöpfung muss mit der Verantwortung einhergehen, die von jeder und jedem gefordert wird: angefangen bei denen, die diese Schöpfung als Geschenk Gottes wahrnehmen.