Rom, 14. August 2024 – Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien drückt ihr Beileid zum Tod von Pfarrer und Theologe Paolo Ricca aus.
Ricca wurde 1936 in Torre Pellice geboren, studierte Theologie an der Waldenserfakultät in Rom und in den Vereinigten Staaten und promovierte anschließend in Basel. Dort lernte er den lutherischen Theologen Oscar Cullmann und Karl Barth kennen.
Nach seinem pastoralen Dienst in der Waldenserkirche in Latium und Piemont verfolgte er als akkreditierter Journalist die Arbeit des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Paolo Ricca lehrte hauptsächlich Kirchengeschichte an der Waldenser Theologischen Fakultät in Rom.
Als Autor zahlreicher Schriften, Bücher und wissenschaftlicher, aber auch populärer Texte hat Paolo Ricca dazu beigetragen, Generationen von Gläubigen, aber auch von Nicht-Gläubigen zu formen. Seine Arbeit wurde von vielen Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen geschätzt.
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an seine Zusammenarbeit mit Roberto Benigni im Jahr 2014 für die Produktion der beiden Folgen von Raiuno mit einer Lesung und Erklärung der Zehn Gebote.
Vor knapp einem Jahr war Ricca unser Gast in einer Ausgabe von CeliPOD (Podcast der ELKI), wo er über das Buch der täglichen Meditationen „Ein Tag, ein Wort“ sprach, dessen historischer Herausgeber er war.
Paolo Ricca engagierte sich mit klarer Leidenschaft für die Ökumene und fühlte sich als Teil jener unsichtbaren Kirche, deren Diener er geworden war „durch den Auftrag, den Gott mir für euch gegeben hat, dass ich das Wort Gottes in seiner Fülle predige“ (Kolosser 1,25).
Als Bezugspunkt für das protestantische Denken in unserem Land hat Paolo Ricca für seine theologische Arbeit über Italien hinaus Lob und Anerkennung erhalten und solide Beziehungen zu Deutschland und der Schweiz gepflegt. Als profunder Kenner des Denkens von Karl Barth schätzte er immer wieder die Fähigkeit des Schweizer Theologen, „über sich selbst zu lächeln“.
In den letzten Jahren und insbesondere in den letzten Monaten hatte sich sein Gesundheitszustand zunehmend verschlechtert, so dass ein Krankenhausaufenthalt unvermeidlich wurde. Bis zuletzt nahm er jedoch online und persönlich an Konferenzen, Initiativen und Treffen teil und entwickelte in der Zwischenzeit sein bereits produktives literarisches Schaffen weiter.
In dieser kurzen und sicherlich unvollständigen Erinnerung an Paolo Ricca möchten wir ihm mit einem Vers gedenken, der unserer Meinung nach sein langes und leidenschaftliches Engagement beschreibt. «Die Liebe höret nimmer auf […] Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen» (1 Korinther 13).
Weitere Informationen Interview mit Paolo Ricca von Sabina Baral hier. (Das Titelbild ist dem Interview entnommen) Artikel der Evangelischen Nachrichtenagentur NEV hier. Kurzbibliographie von Paolo Ricca für den Verlag Claudiana hier Interview beim GAW „Lohnt es sich, evangelisch zu sein?“ hier (auf Deutsch).