Liebe Leserin und Leser!
Es ist Sommer! Noch Ferienzeit – wenigstens für einige. Deshalb einige Gedanken über das Glück.
Was ist Glück …? Ich will jung und gesund sein! Glücklich und geliebt! Leicht, wie ein Vogel im Wind. Reich und ohne Sorgen! Warum nicht? Will das nicht jeder und jede?
Was ist Glück …? Ist es eine bestimmte Sache oder Erfahrung? Die Liebe? Oder Kinder? Oder Reichtum und die Fahrt auf einer Luxusjacht? Ein Sonnenuntergang am Meer? Erfolg bei der Arbeit?
Konnten Sie in den letzten Wochen, vielleicht im Urlaub oder mit mehr freier Zeit, Glück spüren?
Sie merken, so stimmt das gar nicht. Nichts an all diesen Situationen oder Menschen macht mich einfach und dauerhaft glücklich. Immer braucht es den entsprechen Blick dafür. Richtig wäre es zu sagen: Glück ist eine Lebenseinstellung, einen offenen Blick.
Was hindert mich, Glück zu empfinden? Sorgen, sind wohl an erster Stelle zu nennen. Sorgen verstellen mir meinen Blick auf die Schönheiten um mich herum. Aber wie ist es zurzeit möglich, keine Sorgen zu haben? Krieg und Kriegsgefahr; eine ökologische Krise, die sich kaum mehr umdrehen lässt; immer mehr Armut und so auch Migration auf der Welt – mit all ihren Problemen; die Kirche und Glauben schrumpfen; Sorgen um mich oder meine Familie; Stress und zu viel Arbeit.
Das Thema ist noch schwerer geworden. Am vergangenen Freitag sind in Deutschland drei Menschen mit einem Messer umgebracht worden. Schrecklich. Von einem Mann aus Syrien, der in Deutschland Schutz erhalten hat. Nun eskaliert die gesamte Diskussion um Migration und dem Schutz für Geflüchtete. Ich sende an die Familien der Getöteten und Verletzten gute Gedanken und Gebete.
Kann ich mich trotzdem glücklich fühlen? Leicht und geliebt? Geht es noch, immer wieder neu? Sicher ist es schwer, aber möglich. Es ist eine Sache der Blickrichtung und der Einstellung.
Ein wichtiges Stichwort dafür ist die Achtsamkeit. Auf meine Wahrnehmung achten: sehe ich genau hin und sehe das Schöne und Leichte in meinem Leben oder nur die Steine und Schwierigkeiten? Das Gebet ist dafür wichtig: mir immer wieder neu vor Augen führen lassen, wie vieles gut ist – und das ist es ja in jedem Leben! Und das macht leicht und nimmt mir Druck.
Gott handelt in meinem Leben, auch wenn ich gerade in einer schwierigen Situation bin.
Achtsamkeit hilft mir die Augen öffnen, hilft mir zu mehr Selbstliebe und auch zu mehr innerer Ruhe.
Es ist im Prinzip unsere evangelische Botschaft: Gott schenkt uns die Freiheit von zu vielen Sorgen und Zwang. Paulus nennt das, „die Freiheit vom Gesetz“. Er versteht Gott so, dass er uns einzeln sieht und wir uns unseren eigenen freien Weg suchen können. „Zur Freiheit berufen“! Das heißt wir als Christen und Christinnen dürfen uns immer wieder darüber freuen, dass wir da sind, dass Gott an unserer Seite ist und dass uns dieses frei macht, zum Leben, Denken, Handeln! Frei auch unseren evangelischen Weg zu suchen, auch gegen einen Strom von angepassten Meinungen.
Gott schenkt uns seine Liebe und will, dass wir sie nicht nur für andere, sondern auch für uns selbst anwenden.
Und das macht unser Leben leichter und genussvoller – vielleicht sogar glücklicher. Er schenkt uns ganz viel im Leben – wie schön, wenn wir diese Geschenke auch sehen und annehmen können.
Es grüßt Sie und Euch, Magdalena Tiebel-Gerdes, Pfarrerin Gemeinde Ispra-Varese
Foto di Susan Cipriano da Pixabay