Gut Ding will Weile haben“ – vermutlich kennen Sie das Sprichwort. Ähnlich klingt ein italienisches Sprichwort, das mir gefällt: „Wenn es Rosen sind, so werden sie blühen.“ Könnte man nicht auch sagen: Wenn du geduldig wartest, zeigt sich mit der Zeit, was Beziehungen taugen und was sie wert sind; sich zu sorgen hilft da kaum, denn „gut Ding will Weile haben.“
Selbstverständlich können wir nicht einfach tatenlos abwarten bis sich schwierige Umstände / von selbst klären. Während z.B. die fieberhafte Suche nach einer Einigung in Richtung Frieden zwischen Israel und der Hamas noch immer andauert, sterben jeden Tag viele unschuldige Menschen. Erfahrungsgemäß ist uns allen klar, dass nicht alle Rosen erblühen werden. In diesem Sommer sind in Sizilien viele Oliven- und Orangenbäume, Futterpflanzen und sogar Kaktusfeigen wegen der enormen Hitze verdorrt. Das zwingt uns, den Klimawandel zu stoppen und das kostbare Gut Wasser zu retten (gegen die Wasserkrise nachhaltig zu handeln).
„Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet“ (Matthäus 6, 25), sagt Jesus (in der Bergpredigt). Auch nicht um das Dach des Gemeindehauses, das repariert werden muss, um die Veranstaltungen, die organisiert werden müssen, um die Rechnungen, die ankommen… Jesus fordert uns damit gewiss nicht zur Faulheit und keineswegs zur Sorglosigkeit auf (er war ja nicht weltfremd). Ihm geht es um ein besseres „Sehen“. „Schaut die Lilien auf dem Feld, seht die Vögel unter dem Himmel“ (V.26.28), sagt Jesus. Lernen wir von der Natur: Unsere wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften verbessern die Qualität unseres Lebens nicht wesentlich, auch wenn wir manchmal vom Gegenteil überzeugt sind. Selbstverständlich kritisiert Jesus die Wissenschaft nicht, hingegen weist er auf das unnötige Sorgen hin, wenn wir meinen, wir könnten dadurch unsere Lebensqualität garantieren. Wie oft mühen wir uns umsonst ab, um unser Leben mit raffinierten Mitteln scheinbar zu verbessern. Dabei sind wir manchmal für die einfachsten Wahrheiten blind. Pflanzen und Tiere sind völlig frei von Sorge und Angst, und dennoch sorgt Gott dafür, dass sie so schöne und vollkommene Geschöpfe sind.
All dies bedeutet also nicht, dass wir uns nicht um unsere Gesundheit, um unser Heim oder auch um die Finanzen der Kirche kümmern sollten. aber wir sollten es im richtigen Maß tun. „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, dann wird euch das alles schenken.“ (Mt.6,33)
Wenn wir so denken und handeln, werden wir unserem Auftrag gegenüber der Schöpfung gerecht. Als Mitarbeitende an Gottes Schöpfung sind wir beauftragt, diese zu bewahren. Ebenso ruft uns Gott auf, für soziale Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft einzutreten, für die Menschen, die oft wegen der Gier anderer chancenlos unter die Räder kommen. Gerechtigkeit, das wissen wir, ist der Schlüssel zum Frieden.
Pfarrer Alberto Rocchini, Torre Annunziata
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