Rom, 21. Januar 2024 (Selina Heinz-Smillovich) – Zum ersten Mal in der Geschichte des Skisports wurden im Weltcupkalender für die Saison 2022-2023 von Saisonbeginn bis Ende Februar 2023 8 von 43 Rennen bei den Herren und 5 von 42 Rennen bei den Damen abgesagt bzw. gestrichen. Fast alle wegen der hohen Temperaturen und/oder der schlechten Schneelage.
Die Berge verlieren an Schnee, und die Prognosen für die Zukunft sind düster: Es ist nämlich sehr wahrscheinlich, dass die durchschnittliche Jahrestemperatur im Alpenraum bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens 2°C ansteigen wird, wobei der Teil dieser Veränderung, der bereits feststeht, durch unsere bisherigen Treibhausgasemissionen verursacht wird. Jede unserer zukünftigen Emissionen wird das Klima weiter erwärmen.
Der Schneemangel in den italienischen Alpen hat dazu geführt, dass 90 % der Pisten künstlich beschneit werden und einige Anlagen stillgelegt werden müssen. Bis 2023 ist die Zahl der stillgelegten Anlagen auf 249 gestiegen, während 138 Anlagen “vorübergehend geschlossen” wurden. Die künstliche Beschneiung scheint die einzige Lösung zu sein, um die Schneesicherheit auf den Pisten zu gewährleisten, aber sie ist mit erheblichen Kosten für die Umwelt verbunden. Wenn 90 % der Pisten künstlich beschneit werden, könnte sich der jährliche Wasserverbrauch auf 96.840.000 m³ belaufen. Um dies verständlicher zu erklären, sei gesagt, dass diese Menge dem jährlichen Wasserverbrauch einer Stadt mit einer Million Einwohnern entspricht. Neben den Umweltkosten ist die künstliche Beschneiung auch mit hohen wirtschaftlichen Kosten verbunden: Die Produktionskosten sind von etwa 2 € pro Kubikmeter im Zeitraum 2021-2022 auf 3-7 € pro Kubikmeter in der Wintersaison 2022-2023 gestiegen.
Wie gesagt, scheint die künstliche Beschneiung die einzig mögliche Lösung zu sein, um die Schneesicherheit auf den Pisten zu gewährleisten. Dabei wird jedoch oft vergessen, dass die Beschneiung ab einem bestimmten Temperaturanstieg nur noch in sehr begrenzten Gebieten in großer Höhe möglich ist. Dies würde bedeuten, dass der klassische Wintersport einer kleinen Elite vorbehalten bliebe.
Es ist daher dringend notwendig, den Wintertourismus durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien und die Reduzierung aller Arten von Emissionen so umweltverträglich wie möglich zu gestalten und damit auch ein Beispiel für andere Sektoren zu werden.
In jedem Fall müssen wir vor dem Hintergrund des bereits stattfindenden Klimawandels über eine Diversifizierung der Wintersport-Aktivitäten nachdenken und schneeunabhängige Aktivitäten schaffen, die für alle zugänglich sind.
Quellen Legambiente, Report “Neve diversa – Il turismo invernale nell'era della crisi climatica” - Gemeinsames Positionspapier Expertenforum Klima.Schnee.Sport Neuauflage 11/2022 - “PERSPEKTIVEN DES SCHNEESPORTS IM ZEICHEN GLOBALEN KLIMAWANDELS”