Rom, 3. Oktober 2024 – „Eine sehr grosse Anzahl von Menschen […] beschäftigen sich, das Kehricht auf Eseln aus der Stadt zu bringen. Das nächste Feld um Neapel ist nur ein Küchengarten, und es ist eine Freude, zu sehen, welche unsägliche Menge von Küchengewächsen alle Markttage hereingeschafft wird und wie die Industrie der Menschen sogleich die überflüssigen, von den Köchen verworfenen Teile wieder in die Felder bringt, um den Zirkel der Vegetation zu beschleunigen. Bei der unglaublichen Konsumation von Gemüse machen wirklich die Strünke und Blätter von Blumenkohl, Broccoli, Artischocken, Kohl, Salat, Knoblauch einen großen Teil des neapolitanischen Kehrichts aus; diesen wird denn auch besonders nachgestrebt.“
Besonders bemerkenswert, außer der beschriebenen Praxis in sich, finde ich ich die Details, dass die „(Industrie) der Menschen sogleich die überflüssigen Teile wieder in die Felder bringt“ mit der Erklärung, „den Zirkel der Vegetation zu beschleunigen“. Und abschliessend die Parallele zu heute, dass die große Menge an Gemüseabfällen „einen großen Teil des neapolitanischen Kehrrichts ausmacht“ bzw. des Mülls/Abfall in den Städten.
Wenn wir Goethes Italienischer Reise weiter folgen, erreichen wir Palermo. Heute sieht man dort wie am späten Nachmittag/Abend in allen Stadtvierteln die Gemüsehändler nach der mittäglichen Schließung nicht nur die Gemüsestände und -auslagen wieder ausbreiten, sondern wie nach und nach auch grosse dampfende Töpfe oder Ofenbleche dazwischen ihren Platz finden.
Wie praktisch! Ich kann mir, je nach Saison, fürs Abendessen schon ein paar fertige Sachen besorgen: gekochte Kartoffel, Artischocken, geröstete Paprika und Zwiebel. Eingepackt in simples Packpapier, das von den Verkäufern gekonnt zu Spitztüten gewickelt wird. Welch eine Ersparnis, an Zeit und Energie, anstelle das jede/r ein Töpfchen bei sich zuhaus auf den Herd stellt!
In diesem Zusammenhang ist mir vor kurzem ein Artikel in der Beilage il Venerdì di Repubblica besonders ins Auge gefallen: darin wird über ein Start-up Unternehmen in der Lombardei berichtet, in dem wahlweise „Essen auf Rädern“ zubereitet und ausliefert wird, oder auch nur die vorbereiteten Zutaten zum Selbstkochen daheim. Da alles digital aufgestellt ist werden die Zutaten und Mengen in den Mahlzeiten den individuellen Bedürfnissen angepasst und auf diese Art Lebensmittelverschwendung bekämpft bei gleichzeitiger Kostenersparnis (planeat.eco).
Unser persönlicher Verbrauch an Lebensmitteln und Ressourcen steht unter anderem in direktem Zusammenhang mit den Mengen an Abfall, die in unseren Städten und Regionen bewältigt werden müssen. Die obigen Betrachtungen aus Vergangenheit und Gegenwart möchten dazu anregen, als verantwortungsvolle und bewusste Konsumenten und Bürger zu handeln, smart eben.
Jutta Mott, Sizilien