(Lutherischer Weltbund, 29. Dezember 2021) Schwestern und Brüder in Christus, Jesus spricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ (Johannes 6,37) An der Schwelle zum neuen Jahr halten wir für einen Moment inne, um diese mit einem Gefühl der Hoffnung und mit neuem Mut zu überschreiten.
Die COVID-19-Pandemie ist noch immer nicht überstanden, auch wenn es neue Möglichkeiten gibt, das Virus einzudämmen, aufzuhalten oder sogar zu besiegen. Aber es bleibt noch viel zu tun, damit wirklich in allen Teilen der Welt auf die vorhandenen Impfstoffe und Medikamente zugegriffen werden kann. Millionen Menschen sind bereits an dem Virus gestorben – wir beten für ihre Angehörigen: Möge Gott allen Menschen Trost spenden, die um geliebte Menschen trauern und die mit der Pandemie und ihren Auswirkungen zu kämpfen haben. Mit unseren Schwestern und Brüdern trauern wir aber auch um all jene Menschen, die an anderen Krankheiten gestorben sind.
In vielen Teilen der Welt mussten wir überdies beobachten, dass neue Konflikte ausbrachen, weil politische Probleme sich im zu Ende gehenden Jahr zum Schlechteren gewendet haben. Auch einige ältere und „schlafende“ Konflikte wurden neu angeheizt. Manchmal ist es nicht einfach, zu sagen, wie und warum genau. An anderer Stelle scheint das hingegen recht eindeutig. Wir beten zu Gott, dass er jene Menschen, die Konflikte anzetteln, zur Buße führen möge, zum Dialog und zur Stiftung von Frieden, und dass er jene Menschen, die bereit sind, zu den Waffen zu greifen, vom Bösen erlösen möge. Zu Beginn dieses neuen Jahres beten wir für ein Ende von Gewalt, Ungerechtigkeit und Unterdrückung.
Wir sehen das Ausmaß der Zerstörung von Gottes Schöpfung. Der Klimawandel, Naturkatastrophen und die Verwüstung weiter Teile eines vormals intakten Ökosystems. Wir wissen, dass die Schöpfung für Geld nicht zu haben ist, aber wir Menschen scheinen weit davon entfernt zu sein, unser Verhalten wirklich zu ändern. Wir bitten um Vergebung und die richtige Haltung gegenüber dieser wunderbaren Welt, die Gott geschaffen hat.
Betend stehen wir an der Schwelle zum neuen Jahr und bringen alle unsere Probleme und Sorgen vor Gott, bitten ihn, dass er uns zurüstet, damit wir in der Welt von heute Botschafterinnen und Botschafter der Hoffnung sein und unseren Glauben praktisch leben können. In der Losung für 2022 gibt Christus uns ein Versprechen: Seine Tür steht uns immer offen. Wir werden nicht hinausgeworfen, wenn wir zu ihm kommen. Die Schwelle zu ihm ist nicht hoch. Er wird uns empfangen mit all unseren Gebeten, unseren Problemen und unseren Sorgen, und er wird uns Hoffnung schenken und uns stärken.
Christus ermutigt uns, die Schwelle in das Jahr 2022 beherzt zu überschreiten. Von Christi Liebe getragen, gehen wir in das neue Jahr und wissen, dass er alle Tage bei uns sein wird. Befreit von Angst und Verzweiflung werden wir die Gaben, die uns gegeben wurden, mit anderen teilen können: ein Licht zu sein in der Welt und für die Welt, unseren Nächsten zu dienen, Frieden zu schaffen und Versöhnung zu fördern, und wo immer wir sind unter allen Umständen und mit allen Mitteln für die Würde aller Menschen einzutreten. Wir sollen einander annehmen, wie Christus uns angenommen hat (Röm 15,7), ohne uns gegenseitig hinauszuwerfen oder zu verstoßen. Wir sind aufgerufen, keine Botschafterinnen und Botschafter der Ausgrenzung zu sein, sondern der Inklusion; nicht zu Fragmentierung beizutragen, sondern nach Einheit zu streben.
Lassen Sie uns an der Schwelle zum Jahr 2022 für ein kurzes Gebet innehalten. Lassen Sie uns spüren, dass wir mit all unseren Bedürfnissen durch Christi Gnade angenommen sind und durch seine Liebe gestärkt werden. Und lassen Sie uns dann beherzt den ersten Schritt tun. Möge Gott uns auch in diesem Jahr den Weg weisen und uns segnen!
Pfarrerin Anne Burghardt
Text unf Foto: Lutherischer Weltbund, 29. Dezember 2021