Rom, 4. Februar 2024 – Seit 2014 „begeht“ Italien jedes Jahr am 5. Februar “La Giornata nazionale di prevenzione dello spreco alimentare”. Der Tag wurde seinerzeit mit Bezug auf die UN-Agenda 2030 eingeführt, deren TOP 12.3 vorsieht, die „Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren“. Seit 2020 gibt es am 29.9. außerdem den von der UN-Vollversammlung beschlossenen „Internationalen Tag gegen Lebensmittelverschwendung und -verluste“. Beide Tage sollen für das Thema sensibilisieren. Wie wichtig das ist, mögen einige Zahlen belegen: Etwa ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel werden jedes Jahr verschwendet! Das sind über 1,6 Milliarden Tonnen im Vergleich zu den 5,3 Milliarden Tonnen, die verfügbar sind. Das entspricht mehr als 120 kg Lebensmittel pro Person. Könnte man auch nur ein Viertel der Lebensmittel, die ungenutzt zu Abfall werden, verwenden, könnten die über 800 Millionen Menschen, die unter Hunger leiden, ausreichend ernährt werden! In der Europäischen Union werden jedes Jahr noch immer rund 60 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet (die Zahlen schwanken je nach Quelle beträchtlich). Gut die Hälfte davon entfällt auf die Privathaushalte; der Rest sind sogenannte Pre-Consumer-Abfälle, die innerhalb der Lebensmittelversorgungskette entstehen, also bereits bei der Produktion, der Lagerung, dem Transport und im Handel. Deutschland und Italien liegen dabei im EU-Vergleich im Mittelfeld.
Wirtschaftlich betrachtet führte die Lebensmittelverschwendung 2022 allein in Italien zum Verlust von 22,8 Milliarden Euro: mehr als ¾ davon entfallen auf die Verbraucher, etwa 10% auf die Landwirtschaft, der Rest auf die Lebensmittelindustrie, den Lebensmittelvertrieb und Catering-Dienste. Einer „Divulga“-Studie zufolge handelt es sich für jeden Bürger um einen Verlust von 385 Euro. Abgesehen vom reinen Warenwert fallen außerdem der Verlust von Rohstoffen, der Verbrauch von Wasser und Energie sowie die Emissionen bei der Verarbeitung und dem Transport von Nahrungsmitteln ins Gewicht.
Erfreulicherweise scheint die Lebensmittelverschwendung abzunehmen und wir achten zunehmend auf die Aufklärung darüber; das jedenfalls geht aus dem Bericht 2023 des International Waste Watcher Observatory hervor. In Spanien und Deutschland etwa verringerten sich die Lebensmittelabfälle um circa 40%.
Ratschläge, wie jeder Einzelne seine Lebensmittelverschwendung reduzieren kann, gibt es zuhauf (z.B. https://nachhaltig-sein.info/ernaehrung/18-tipps-gegen-lebensmittelverschwendung-essen-retten-muell-vermeiden), angefangen vom bewussten Einkauf und der Bevorzugung kurzer, lokaler Lieferketten über die richtige Lagerung zur Vorratshaltung und Resteverwertung. Relativ neu und hilfreich sind auch verschiedene Apps (z.B. Bring the food, Last Minute at home, Eco dal Frigo, Puccifrigo, UBO (Una Buona Occasione), Best Before, Your Food – Tero Sprechi, Sprecometro, FOODY Bag, Too Good To Go), die vom Wegwerfen bedrohte Lebensmittel zu reduzierten Preisen an den Mann oder die Frau bringen und/oder Tipps zum richtigen Umgang mit Lebensmitteln geben. Seit einiger Zeit bieten darüber hinaus Supermarktketten Obst-und-Gemüse-Tüten sowie Brot vom Vortag an. Bleibt zu hoffen, dass der Slogan „Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung“ dabei zumindest nicht nur Marketingstrategie ist…. Andrea Massias