Vom Glück und der Ehre unserer Begabungen
Liebe Leserinnen und Leser!
Im Frühjahr sprießt das Grün aus dem Boden, aus Sträuchern und Bäumen. Menschen stellen ihre Möbel auf Balkone und Terrassen. Fahrräder werden flott gemacht, und wer ein Cabrio hat, holt es aus der Garage an den freien Himmel. Alles drängt nach draußen ins warme, helle Frühlingslicht. Wer wollte noch zurück im Haus bleiben?
Kann es in christlichen Gemeinden anders sein? Können Christen noch still sitzen bleiben wollen, wenn sie sehen, wie Jesus Christus den Tod besiegt, die Ostersonne aufgeht und über dieser Welt ein gänzlich neuer, ein ewiger Tag anbricht? Da müssen Christen ihrem auferstandenen Herrn doch hinterher, der seine Boten mit dem frohen Osterevangelium hinaus zu allen Menschen schickt.
Kein Wunder, dass der Apostel Petrus seine Hand nicht ruhig halten kann, sondern den Christen in den Gemeinden schreiben muss: „Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes“ (1. Petrus 4,10).
Christen als Haushalter Gottes, die ihre Hände mit lauter Gaben voll haben, aber untätig dasitzen oder ihre Gaben nur zum eigenen Gebrauch genießen? Eine unmögliche Vorstellung! Im Gegenteil: Dienet einander! Seht ihr doch, wie Christus selbst euch mit seinem Leben bis zum Tod am Kreuz gedient hat. So teilt eure Gaben mit vollen Händen aus: aneinander in der Gemeinde und weit über die Gemeinde hinaus!
Es ist eines der typischen Kennzeichen der Zeit nach Ostern, dass Gottes heiliger Geist, der Jesus von den Toten auferweckte, an Pfingsten auch seine Jünger und ihre Gaben auferweckte und sie aus ihnen hervorlockte zu konkretem Dienst an der christlichen Gemeinschaft. Durch dieses Wirken des heiligen Geistes in den Christen ist die Kirche entstanden. In der großartigen Vielfalt der in ihr wirksamen Gaben hat die Kirche eines ihrer herausragenden Kennzeichen und ist sie ein Segen für viele.
Ich freue mich sehr, dass die Synode unserer Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien (ELKI) am vergangenen Wochenende ein neues Präsidium wählen konnte, Menschen, die mit den Gaben, die sie von Gott empfangen haben, dienen möchten. Wie wohltuend wird ihr Dienst für die ELKI sein! Da leuchten unter uns Strahlen des Osterlichtes.
Wie steht es bei Ihnen mit Ihren Gaben, liebe Leserin, lieber Leser? Sind Sie bereits in einer Kirchengemeinde aktiv? Oder haben Sie noch keine Möglichkeit gefunden, sich an einer Stelle einzubringen? Oder denken Sie zu gering von Ihren Gaben und meinen, Sie und Ihre Gaben würden nicht gebraucht? Als Pfarrer der Turiner ELKI-Gemeinde würde ich einen jeden mit offenen Armen empfangen, der zu mir käme und mir erklärte, er sei bereit, sich in unserer Gemeinde einzubringen, nur wisse er nicht, an welcher Stelle. Ich bin sicher, im Gespräch miteinander würden wir eine sehr gute Einsatzmöglichkeit für ihn oder sie finden. Sprechen Sie doch eine Pfarrerin oder einen Pfarrer der ELKI an und stellen Sie sich mit Ihren Gaben in unserer Kirche zur Verfügung. Wir brauchen Sie bei uns, ja Gott selbst will und braucht Sie und Ihre Gaben in seiner Kirche! Darum hat Gott Sie mit Ihren Gaben beschenkt.
Zu seinem Glück und seiner Ehre kommt ein Sonnenstuhl nur, wenn er aus dem Keller ins Sonnenlicht hinaus- und für Sonnenliebhaber bereitgestellt wird. Bleibt er im Keller, fängt er an zu rosten. So ist’s auch bei uns Christen: nicht Hände in den Schoß legen, sondern ins Licht des auferstandenen Herrn Jesus Christus kommen und zusammen mit ihm einander in seiner Kirche dienen. Darin liegt unser Glück und unsere Ehre.
Pfarrer Tobias Brendel, Turin