Wer schon einmal in Pavia war, erinnert sich vielleicht auch an eine besondere Sehenswürdigkeit aus meiner Stadt. Nur wenige Meter vom Ponte Coperto, der überdachten Brücke, steht im Borgo Ticino das Denkmal einer Wäscherin. In dieser Bronzestatue ist nicht nur ein sehr schwerer und unrentabler Frauenberuf verewigt, der bis Anfang der 1970er Jahre hier ausgeübt wurde, sondern auch eine Beziehung, eine vitale Dimension. Die Beziehung zwischen Pavia und seinen Einwohnern zu ihrem Fluss, dem Tessin. Aber auch zum gesamten Wasser-Ökosystem der Ebene, das in den umliegenden Reisfeldern unverkennbar zum Ausdruck kommt.
Vor ein paar Tagen lief ich in meiner Stadt auf der Hauptstraße – dem Cardo in der städtebaulichen Anordnung der Römerzeit -, die zum Fluss hinunterführt, aber ich ging nicht bis zum Ufer. Ich fühlte mich wie von einer Traurigkeit zurückgehalten, einer Art Schamgefühl für meinen „blauen Fluss“, der seit Monaten unter der Trockenheit leidet. Wann wird es endlich wieder regelmäßig regnen? Was geht hier eigentlich vor?
Auch die Bibel kennt die Angst vor diesen Fragen: Dürre ist ein Zeichen der Verfluchung, ebenso wie Regen das Gegenteil ist. Mit dieser düsteren Vorhersage wendet sich der Prophet Elia an König Ahab: Bis zur nächsten göttlichen Entscheidung soll kein Regen mehr vom Himmel fallen. Eine komplexe und sich verschlimmernde Situation, in die Elia selbst verwickelt ist, dem die Versorgung durch einen kleinen Nebenfluss des Jordans fehlt, und die Frau aus der Gegend von Sidon, die dem Propheten dennoch zu Hilfe kommt.
Ganz im Gegensatz zu dieser verzweifelten Landschaft steht die Vision von Psalm 23: Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Der Gläubige weiß, dass im Leben weder Mangel noch Verfügbarkeit selbstverständlich sind, sondern aus der Perspektive der Beziehung zum Schöpfer betrachtet werden müssen.
Jeremia bringt dies deutlich zum Ausdruck, wenn er seinen Landsleuten vorwirft, ihren Wohlstand auf unsichere Strukturen zu gründen: Denn mein Volk tut eine zwiefache Sünde: Mich, die lebendige Quelle, verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und das Wasser nicht halten.
Wir sind unserer Regierung sicherlich dankbar, wenn sie ernsthafte Anstrengungen unternimmt, um in Wasserversorgungsstrategien zu investieren. Zu viele Jahre lang haben wir Wasser durch Risse und Torheiten verschwendet.
Als Christen wollen wir jedoch eine noch umfassendere Sichtweise einnehmen, die sich in erster Linie aus der Gewissheit ergibt, von Gott in seinem Sohn Jesus Christus das Geschenk des Lebens und der Gunst erhalten zu haben. Dies verpflichtet uns zur Wachsamkeit gegenüber allen fehlerhaften und täuschenden Mechanismen, angefangen bei unseren persönlichen und sozialen Beziehungen.
Pfr. Alberto Rocchini, Torre Annunziata
Foto: Alessio Vicini, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons