Unsern Gott loben, das ist ein köstlich Ding. (Ps 147,1)
Bräuche und Feste zum Dank für die Ernte gibt es weltweit in vielen Kulturen und Religionen. Die meisten davon haben eine jahrhundertealte Tradition.
Die Römer sollen Erntedank seit dem 3. Jahrhundert nach Christus begangen haben.
Auch vor Jesu Geburt wurde Erntedank gefeiert.
Schon Kain und Abel bringen Gott als Dank die Erstlinge ihrer Arbeit dar: der eine von den Früchten des Feldes, der andere von seinen Lämmern.
In bäuerlichen Zeiten war es offenkundig, dass von der Ernte das Überleben abhing.
Man bestellte mit einfachen Werkzeugen Felder und Gärten, baute Obst, Getreide und Gemüse an.
Dürre, Frost, Hagel, Feuer, Schädlinge oder Wildtiere konnten alles im Handumdrehen zunichtemachen.
Nutztiere waren durch Krankheiten, Raubtiere, Futter- oder Wassermangel bedroht.
Wild musste aufgespürt, gejagt und erlegt werden.
Nahrung war nicht selbstverständlich.
Ist sie es für uns?
In Sizilien quellen die Märkte über von verschiedensten Früchten und Gemüsen.
Auch Käse, Gewürze, Fisch, Fleisch und vieles mehr findet man in reicher Auswahl.
Es gibt sogar italienischen Reis, der seit über 500 Jahren im Piemont angebaut wird.
Ist das selbstverständlich?
Der Krieg in der Ukraine hat das Denken über manches, was bisher im Überfluss bei uns vorhanden war, verändert.
Die Preise sind angestiegen, auch hier.
In manchen Ländern sind sie inzwischen so hoch, dass Lebensmittel kaum noch erschwinglich sind.
In anderen Ländern kommt nichts mehr an, was die Menschen kaufen könnten.
Was heißt da teilen?
Gute Ideen sind gefragt. Und ein offener Geist.
Vielleicht kann ich als einzelne Person nicht viel dazu beitragen, dass alle genug haben.
Aber in meinem Herzen das Mangeldenken verabschieden – wäre das ein Anfang?Dankbarkeit ist ein möglicher Schritt dahin.
Ich habe alles, was ich zum Leben brauche. Immer noch.
Dank sei Gott dafür.
Mögen das eines Tages alle Menschen dieser Welt sagen können.
Sabine Kluger, Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Sizilien