Liebe Leserin, lieber Leser!
Bunt, warm und wohltuend stellen sich die Farben des Herbstes oft dar. Doch erinnern uns die Monate Oktober und November auch an die Vergänglichkeit unseres Lebens. Die verfärbten Blätter fallen von den Bäumen, und in der lutherischen Kirche steht am Reformationstag, dem 31. Oktober, der sterbliche Mensch vor dem ewigen Gott.
Was gibt uns Halt, wenn wir schwächer werden? Je älter ein Mensch wird, desto klarer könnte es ihm werden, welche seiner Kontakte echte, verlässliche Freunde sind und welche oberflächliche – oder welche sogar nur Opportunisten waren, die ihm den Rücken gekehrt haben, als es ihm schlecht ging. Vielleicht schält sich im Alter letztendlich ein kleiner Kreis solcher wahren Freunde heraus. Wie gut, sie zu haben, wenn die eigenen Kräfte schwinden! Doch auch sie müssen uns loslassen, wenn wir auf den letzten Weg unseres Lebens treten.
Darum – und überhaupt für jede Situation unseres Lebens – sollte ein bestimmter Freund im Kreis unserer wahren, besten Freunde nicht fehlen: Jesus. Ja, Jesus sollte gar der Erste sein in diesem Kreis. Denn er gibt sich maximal für uns hin, und seine Kraft überwindet sogar den Tod. Jesus sagt uns zu, unser Hirte zu sein und für unser Leben das Allerhöchste zu geben, was man überhaupt geben kann, nämlich sein eigenes Leben.
Dieses wird es bei ihm nicht geben: „Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht“ (Johannes 10,12). Nein, Jesus tut das nicht, er weicht nicht von unserer Seite, selbst wenn es ihn das Leben kostet. Ja, es hat es ihn bereits gekostet, als er am Kreuz für uns gestorben ist. Jesus sagt über sich selbst: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe“ (Johannes 10,11). Kann es einen noch größeren Beweis der Treue und Hingabe Jesu geben, als dass er sein Leben für uns gibt?
Ich habe Menschen im Sterben begleitet. Einmal sagte ein Sterbender zu mir: „Jetzt habe ich nur noch Jesus. Ihn aber wird mir niemand mehr nehmen.“ Wenn sonst alle uns einmal loslassen müssen, dieser allertreuste Freund wird unsere Hand selbst im Tod unüberwindlich in der seinen halten. Paul Gerhard betet sehr tröstlich: „Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden! Du bist mein, ich bin dein, niemand kann uns scheiden.“
Pfr. Tobias Brendel, Turin
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