Der Sommer stellt uns wieder viele verschiedene Früchte vor Augen. Auf den Märkten und an den verschiedenen Obstständen leuchten die bunten Farben von Tomaten, Pfirsichen und Kirschen. Auch an den Büschen und Bäumen unserer Gärten und Felder finden wir reifende Früchte.
Wer Gartenbau und Landwirtschaft kennt, weiß, dass ein großer Unterschied besteht zwischen Wachstum der Früchte und Präsentation auf dem Markt. Wer im Supermarkt oder an den
Ständen Früchte kauft, sieht oft wunderbar sortierte, saubere, perfekt geformte, gleich große Früchte. Wir Kunden wollen das so. Was wir im Garten an Früchten finden, sieht oft anders aus. Da
finden sich neben großen und schönen Früchten auch kleine und unförmige. Da finden sich in manchen Jahren vielleicht auch einmal gar keine. Im Unterschied zum Markt zeigt uns der Garten die echte Vielfalt der Früchte und ihrer Entstehung.
Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. (Johannes 15,5)
Es ist heilsam, dass Jesus weder die Kirche noch unser Leben nicht als Markt fertiger Produkte oder gar als moralisches „Best-of“ der Menschheit sieht, sondern als Pflanzen, die sich bemühen, jedes Jahr neu Früchte zu bringen, und dabei völlig abhängig sind von ihm. An keiner Stelle der Bibel verurteilt Jesus zu klein geratene oder unansehnliche Früchte! Er verurteilt nur die Trägheit, gar keine Früchte zu bringen, oder den Hochmut, ganz allein Frucht zu schaffen. Lassen wir uns also nicht entmutigen, wenn unsere persönliche Ernte einmal kleiner ausfällt als erwartet. Lassen wir uns nicht entmutigen, wenn unsere Früchte im Vergleich mit anderen Prachtexemplaren auf dem Markt der Welt schlichter aussehen. Hauptsache, wir geben nicht auf! Hauptsache, wir bleiben mit Christus verbunden, denn der gibt uns nicht nur die Kraft, weiterzumachen und uns einzusetzen, sondern der nimmt unsere schönen oder weniger schönen Früchte auch dankbar in die Hand und macht etwas damit. Und das unterscheidet ihn von allen Händlern dieser Welt.
Pfarrer Michael Jonas, Rom