“Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.
Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.” (Mt.1,1-2.9-11)
Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.
Dies ist das Motto dieser Woche, in der Christen aller Konfessionen und in den meisten Teilen der Welt im Gebet für die Einheit vereint sind. Um es klar zu sagen: Die Einheit der Kirche ist nicht etwas, was wir tun können, sondern etwas, das durch Gottes Willen bereits geschehen ist. Deshalb bleibt es unsere Aufgabe, diese Einheit, die im Geist Gottes bereits besteht, immer mehr sichtbar zu machen.
Seit einigen Jahren sind wir uns einig, dass diese Einheit nicht darin bestehen kann, dass sich alle unter derselben Lehre versammeln – das wäre auch unmöglich.
Die neue Devise lautet: Einheit in Vielfalt.
Und hier wird der Stern, der über Bethlehem erscheint und der einige weise Männer auf die andere Seite der bekannten Welt führte, entscheidend. Der Stern führt zusammen, was getrennt scheint. Das Kind in der Krippe ist das Antlitz Gottes, der sein Volk aus allen Teilen der Erde und aus allen Völkern sammeln will, wie es bereits in den hebräischen Schriften, unserem Ersten Testament, verheißen wurde. Und wenn Gott in Jesus von Nazareth ein menschliches Antlitz annimmt, wird in ihm der göttliche Wille sichtbar: dass wir in der Liebe vereint sind, im gemeinsamen Kampf für Gerechtigkeit für alle, in Barmherzigkeit und Versöhnung.
Der Stern Gottes will uns auf unserem gemeinsamen Weg zu Gott führen, auf unterschiedlichen Wegen, aber vereint unter seinem Stern.
Damit wir keine “irrenden Sterne” sind, wie diejenigen bezeichnet werden, die den Glauben verraten, die nicht die gute Nachricht von Gott für alle verkünden, die nicht für die Gerechtigkeit kämpfen (im Brief des Judas).
Sondern damit wir leuchtende Sterne sein können, wie Daniel es schon verspricht:
“Die Klugen werden so hell strahlen wie die Sonne und diejenigen, die andere auf den Weg der Gerechtigkeit geführt haben, werden für alle Ewigkeit funkeln wie die Sterne.” (Dan.12,3)
Letztlich ist es Jesus selbst, der sich als Morgenstern bezeichnet, der uns den Weg leuchtet, auch durch dunkle Zeiten, durch Fehler hindurch, hin zu einem immer klareren Verständnis des göttlichen Willens:
So sagt es Jesus im letzten Kapitel der Bibel:
„Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, um allen zu vergelten, was sie getan haben. Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Ich, Jesus, bin der Ursprung Davids und zugleich sein Nachkomme. Ich bin der glänzende Morgenstern.“ (Offb.22,12-13.16b)
Jesus Christus öffnet die Türen des Glaubens für alle Nationen, für alle Christen, für alle Gläubigen.
Und wir sollten unsere Schatzkisten öffnen, wie die Heiligen Drei Könige vor dem Kind, um die verschiedenen Gaben zu teilen, die wir erhalten haben. Das bereichert uns, und das wird immer mehr zu einer sichtbaren Einheit führen, in der wir nicht nur unsere Gebete, sondern auch Brot und Wein am Tisch des Herrn teilen können, denn er ist es, der uns alle einlädt.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine gesegnete Gebetswoche und hoffe, dass sie noch länger dauert als eine Woche im Jahr.
Pfarrerin Kirsten Thiele, Neapel