Gendergerechtigkeit
Die Stellungnahme der XXIII. Synode zur Gendergerechtigkeit
Eine andere Denkweise. Eine andere Sprechweise. Eine andere Handlungsweise. Diese Anliegen legt die Evangelisch-Lutherische Kirche ihrer Stellungnahme zur Gendergerechtigkeit zugrunde, die die XXIII. Synode am 1. Mai mit großer Mehrheit verabschiedet hat. Vorausgegangen ist, trotz digitalem Format in Zoom-Konferenz und daher umso erfreulicher, eine intensive und engagierte Diskussion.
Die Stellungnahme ist die Zusammenfassung von drei Jahren Arbeit in der von der Synode eingesetzten Gender-Kommission unter dem Vorsitz der Nationalreferentin des Frauen-Netzwerks, Renate Zwick. Die Kommissionsmitglieder, vier Frauen und zwei Männer, sind das Thema mit großer Sensibilität und Verantwortungsbewusstsein von unterschiedlichen Aspekten aus angegangen. In das Dokument ist außerdem das Ergebnis einer Umfrage unter den 15 ELKI-Gemeinden eingeflossen.
Ausgangspunkt der Stellungnahme ist die Überzeugung, dass bewusst gelebte Gendergerechtigkeit ein Ausdruck des christlichen Glaubens ist. Der Vers 3,26-28 aus dem Brief an die Galater ist dem Dokument vorangestellt. „Ihr alle seid also Söhne und Töchter Gottes, weil ihr an Jesus Christus glaubt und mit ihm verbunden seid. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, habt ein neues Gewand angezogen – Christus selbst. Hier gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Griechen, zwischen Sklaven und freien Menschen, zwischen Mann und Frau. Denn durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle zusammen ein neuer Mensch geworden.”
In der Prämisse heißt es: „Gendergerechtigkeit ist ein fortwährendes Engagement der ELKI für eine inklusive Gesellschaft, die allen Menschen gleiche Chancen garantiert und so dazu beiträgt, dass alle Menschen in voller Achtung der persönlichen Würde leben können, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, sozialem Status und religiösem Glauben.“
Die ganze Gesellschaft ist aufgerufen und verpflichtet, zusammenzuarbeiten, um Vorurteile, Missbrauch und Gewalt, Benachteiligung und Nachlässigkeit gegenüber den Mitmenschen abzubauen und auf das Schärfste zu verurteilen. Es geht längst um mehr, als nur die Diskussion Mann – Frau. Sich für Gendergerechtigkeit einzusetzen und diese zu praktizieren, heißt, so der von der Synode verabschiedete Text, „jeden Menschen mit all seinen Besonderheiten und Fähigkeiten anzuerkennen, Frauen, Männern und nicht-binäre Personen…Wenn eine Person diskriminiert wird, schadet das der ganzen Gemeinschaft, und umgekehrt kommt jedes Bemühen, Ungerechtigkeit zu beseitigen, der ganzen Gemeinschaft zugute.“
Gendergerechtigkeit betrifft den Menschen als Ganzes und geht deshalb auch weit über das Kategoriendenken hinaus, die Stellungnahme ist deshalb eine Synthese modernen, christlich motivierten Lebens und Handelns: eine frauengerechte theologische Forschung und Exegese; Verwendung einer kulturell sensiblen, inklusiven Sprache, wo es möglich ist; Schutz der Menschenrechte, alle Aktivitäten der Kirchen gehen in allen Bereichen von der Akzeptanz jeder Person in ihrem Sein aus; Verurteilung jeglicher Form der Gewalt und Maßnahmen zum Schutz der Opfer; Förderung eines offenen Dialogs und gewaltfreier Kommunikation; uneingeschränkte und ausgewogene Beteiligung der Geschlechter in allen Bereichen der weltweiten lutherischen Kirchen.