Rom, 16. Januar 2023 – In Lützerath wurde in den vergangenen Tagen die Eibenkapelle geräumt. Im Widerstand gegen den Braunkohletagebau im Rheinland war dort eine ökumenische Initiative entstanden.
Die Eibenkapelle wurde zum Symbol der Kampagne „Kirchen im Dorf lassen“ und zu einem Ort der Stille, um zu pausieren, innezuhalten und zu beten. Um gemeinsam mit anderen die Schöpfung Gottes zu bewundern und darüber nachzudenken, wie wir verantwortungsvoll mit ihr umgehen können.
Jetzt wurde das von den Demonstranten besetzte Gebiet geräumt, und nun wird befürchtet, dass sich Lützerath bald in den Schauplatz einer neuen Umweltkatastrophe verwandelt.
Das zwischen Aachen und Düsseldorf gelegene Lützerath ist ein Weiler, in dem bis 2006 etwas mehr als 100 Menschen lebten. Im Laufe der Zeit wurden die Bewohner unter dem Druck des multinationalen Konzerns RWE, der im Rheinischen Revier fossile Rohstoffe abbaut, gezwungen, das Gebiet zu verlassen.
Ziel von RWE ist es, die bereits bestehenden Braunkohletagebaue (die zu den schlimmsten Umweltverschmutzern der Welt gehören) zu erweitern.
Das Schicksal von Lützerath ist also sein Abriss, damit seine Fläche in die des 3200 Hektar großen bestehenden Tagebaus integriert werden kann. Bis 2030 will RWE 280 Millionen Tonnen Braunkohle fördern, derzeit sind es 25 Millionen Tonnen pro Jahr. Für die deutsche Regierung ist die Braunkohle unter der Siedlung notwendig, um den Energiebedarf des Landes in einer schwierigen Zeit zu decken, die auch durch den Konflikt in der Ukraine bedingt ist.
Für Jens Sannig, Superintendent im Kirchenkreis Jülich, ist die Eskalation des Konflikts um Lützerath ein Rückschlag für die weitere Entwicklung der Region. Dem Evangelischen Pressedienst (epd) gegenüber äußerte Sannig, dass es zu der verschärften Situation mit Räumung des von Klimaaktivisten besetzten Weilers durch die Polizei nicht hätte kommen müssen, wenn die Politik und RWE auf die Abbaggerung verzichtet hätten. Man hätte so „die Region befrieden können“. Am 14. Januar hatte der evangelische Theologe an der Großdemonstration gegen den drohenden Abriss von Lützerath selbst teilgenommen und dort gesprochen.
Seit 2020 haben zahlreiche Gruppen von Umweltaktivisten den Weiler gewaltfrei besetzt, um sich gegen den Kohleabbau in der Region zu wehren.
In den vergangenen Tagen hatte das Aachener Gericht die Klagen der Klimaaktivisten gegen das gegen sie verhängte Aufenthaltsverbot in Lützerath erneut abgelehnt. Bereits im vergangenen Herbst hatte das Gericht entschieden, dass Demonstrationen in dem betroffenen Gebiet ab dem 10. Januar 2023 verboten sind.
Am 7. Januar fand in Lützerath eine Großdemonstration mit über 7.500 Menschen statt. Zu den Bewegungen, die in Lützerath demonstrierten, gehörten Fridays for future, Letzte Generation, Greenpeace und viele andere.
Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), erklärte sich mit den Aktivisten solidarisch. „Wir brauchen Menschen, die ihren Protest im Gebet, auf der Straße, in der Politik und manchmal auch in Baumhäusern stark machen“, schrieb Heinrich auf Instagram.
Heinrich dankte allen, die sich „gewaltlos für Klimaschutz, für Klimagerechtigkeit, für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen“.
„Wir brauchen Orte wie die Eibenkapelle, die Hoffnung geben und Kraft zum beherzten Handeln gegen die Klimakatastrophe, auf die wir zurasen“, so Heinrich abschließend.
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