Alles begann auf einem Bahngleis. Am Gleis 1 am Bahnhof Bozen, wo eine Gruppe von neun Frauen 2015 zur Hüterin des „Tores zu den Dolomiten“ wurde, als die Stadt von einem Augenblick auf den anderen im Mittelpunkt des Flüchtlingsdramas stand.
Während das Mittelmeer als privilegierter Zugang zur italienischen Halbinsel seitenweise die Zeitungen füllte, war Bozen der Ort des Transits nach Europa.
Vorübergehende Endstation für Hunderte von Männern und Frauen, die nach der Durchquerung des Stiefels hofften, von dort aus Nordeuropa zu erreichen. Und die oft am Brennerpass von den österreichischen Grenzbehörden aus den Zügen geholt und zurückgeschickt wurden. Wieder gen Süden.
Dank der Unterstützung der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Bozen und der ELKI durch den 8xMille Steuerfonds konnte der im November 2017 gegründete Verein „Schutzhütte – Binario 1“ Flüchtlinge aufnehmen und mit Unterkünften sowie medizinischer und rechtlicher Hilfe versorgen. Eine private Initiative, die von der ELKI unterstützt wird.
Grundgedanke der Schutzhütte ist, für die Flüchtlinge Sorge zu tragen. Und zwar ohne die Unterscheidungen, die leider oft gemacht werden zwischen denen, die von den Grenzen Europas kommen, und denen aus Übersee. Fürsorge für all jene, die in den Maschen der Bürokratie und in den Grauzonen der öffentlichen Gesetzgebung ein zweites Mal gefangen sind.
Zuflucht für schwangere Frauen, schutzbedürftige Personen, Opfer von Menschenhandel, Kinder, Behinderte, Opfer von Folter und Verstümmelungen.
Für mehr als 14 Monate haben diese Menschen, unsere Brüder und Schwestern, in diesem Teil Italiens, der zwar schon Europa, aber noch nicht das Land ist, in das sie gerne gekommen wären, ihre kleine „Schutzhütte“ gefunden.
Dutzende von Personen und Tausende von Nächten der Zuflucht, Unterstützung, Freundschaft und menschlichen Wärme.
Danach kam das Winterhaus, wo sich viele Freiwillige zusammen mit der Schutzhütte und anderen christlichen und Laien-Vereinigungen für Flüchtlinge und Obdachlose einsetzen.
Und schließlich wurde ein Buch herausgegeben, das die Geschichten dieser Menschen erzählt: Das Winterbuch.
Jetzt, mit dem Konflikt in der Ukraine, hat die Schutzhütte ihre Arme für eine neue Sprache geöffnet: Männer und Frauen auf der Flucht vor der Gewalt des Krieges, diesmal mitten in Europa. Mit dem gleichen Engagement und der gleichen Hingabe wie immer. Weil die Schutzhütte für alle da ist, macht sie keinen Unterschied nach Hautfarbe oder Herkunft der Hilfesuchenden.
Unterstützt wird die Vereinigung von der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Bozen mit einer Großzügigkeit, die nicht einfach Wohltätigkeit ist, sondern eine christliche Entscheidung, den Fremden als Teil der Familie zu behandeln.
Viele kleine Gesten, die sich in Räume, Betten und Beistand verwandeln für diejenigen, die ankommen und diejenigen, die gehen, für alle, die bleiben oder weiterziehen.
Und ein wichtiger Gedanke: die Erfahrung mit so vielen Menschen wie möglich zu teilen. Daher die Entscheidung, den nächsten Kirchentag in Deutschland zu besuchen, um Erfahrungen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.
Diese und viele weitere Informationen über die Arbeit dieses bunten und dynamischen Teams finden Sie im Newsletter, den Sie hier herunterladen können.