Rom, 21. September 2024 – Eine Smart City ist per Definition eine Stadt, die intelligent und nachhaltig mit ihren Ressourcen umgeht. Die wichtigste und zentrale Ressource von allen bleibt ihr soziales Kapital. In einer Zeit, in der Technologie die individuelle und konsumorientierte Dimension des Einzelnen betont, mag die Rückbesinnung auf die Stärkung des sozialen Kapitals als “Kerngeschäft” von Smart Cities gegen den Strom und ausgesprochen provokativ erscheinen. Als lutherische Gemeinde von Verona-Gardone sind wir uns dessen bewusst. Und wir glauben an das soziale Kapital von Verona.
Erstens ist es in der Lage, die Art und Weise, wie wir uns um unsere Stadt als Gemeingut „kümmern“, von Grund auf zu ändern, indem es unser Verhalten beeinflusst und uns aus unserer Komfortzone herausführt. Nur auf diese Weise kann das Handeln des Einzelnen und unserer Gemeinschaft im Hinblick auf die ökologische und soziale Nachhaltigkeit „Räume“, „Orte“ und „Netzwerke“ erneuern und unser Dasein als Öko-Gemeinschaft an die Herausforderungen anpassen, die uns in Zukunft erwarten.
Zweitens tragen soziales Kapital und Vernetzung dazu bei, der Unfruchtbarkeit entgegenzuwirken, die nicht nur die Schöpfung betrifft, die wir gefährdet haben, sondern auch die geistige Sterilität einer Gesellschaft, die sich – vielleicht sogar, um sich selbst zu schützen – weigert zuzugeben, dass sie „gegen Gottes gute Absichten mit seiner Schöpfung gesündigt hat“ und auf eine unumkehrbare globale Katastrophe zusteuert“ (Punkt 1 des Positionspapiers).
Drittens trägt die Einbindung in das soziale Netz unseres Wirkungsgebietes aktiv bei, die Ziele für nachhaltige Entwicklung, Ziel 11: „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ und 17 „Partnerschaft für die Ziele“ der UN-Agenda 2030 zu erreichen.
In der Schöpfungszeit 2024 möchten wir auch erwähnen, dass die lutherische Gemeinde Verona-Gardone ein bürgerschaftliches Engagement zur Förderung des sozialen Kapitals eingegangen ist. Durch einen im April 2024 mit der Stadtverwaltung von Verona geschlossenen Subsidiaritätspaktes, dem auch eine künstlerisch-musikalische Stiftung angegliedert ist, kümmert sich unsere Gemeinschaft nun um das Gemeingut, das die Kirche San Domenico al Corso darstellt und in der wir unsere Gottesdienste feiern.
Wir sind also aktive Bürger, die mit der Verwaltung zu Zwecken von allgemeinem Interesse zusammenarbeiten und dabei auch ein weiteres Ziel der Agenda 2030 verwirklichen: Ziel 16 „Frieden, Gerechtigkeit und gesunde Institutionen“.
Es ist schließlich kein Zufall, dass unsere Sorge durch aktive Bürgerschaftsaktionen ein Gotteshaus betrifft. Punkt 5 der 2019 CELI-Positionserklärung fasst das Engagement (also den Beitrag zugunsten der Schöpfung) besonders gut zusammen:
Als Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien (CELI) verteidigen wir die Interessen der Schöpfung, die Gott uns anvertraut hat, gegenüber Politik und Gesellschaft.
Wir glauben, dass unsere Aktion zur Förderung des sozialen Kapitals einen authentischen und spezifischen Beitrag des Luthertums zur Bekämpfung der, auch durch den Klimawandel verursachten, sozialen Degradation darstellt. Die „Verteidigung“ der Interessen der Schöpfung, auf die in Punkt 5 der „Stellungnahme“ Bezug genommen wird, erfolgt sicherlich „gegenüber Politik und Gesellschaft“, aber nicht auf antagonistische Weise; im Gegenteil, es ist eine Zusammenarbeit, die von der Gesellschaft ausgeht und ihren ständigen und radikalen Wandel fördert, was auch das Engagement widerspiegelt, zu dem Christen individuell und kollektiv aufgerufen sind: „Wir informieren uns gegenseitig, wir lernen voneinander“ (Punkt 3 des ‚Positionspapiers‘); „Wir schaffen Netzwerke auf lokaler und überregionaler Ebene mit anderen Akteuren“ (Punkt 4 des ‚Positionspapiers‘).
Was unseren Glauben betrifft, so ist er ein wichtiger Baustein für die Verwirklichung der in Offenbarung 21, 24-26 beschriebenen Inklusion in der neuen Stadt, die das himmlische Jerusalem ist:
Die Völker werden in ihrem Licht wandeln, und die Könige der Erde werden ihre Herrlichkeit zu ihr bringen. Ihre Tore werden sich am Tag nicht schließen, denn es wird keine Nacht mehr geben. Und sie werden die Herrlichkeit und die Ehre der Völker zu ihr bringen.
Eine Stadt, könnte man sagen, die ausgesprochen „smart“ ist und auf die wir weiterhin als Vorbild für ein christliches Leben schauen müssen.
Matteo Nicolini & Christine Schenk