Da war einer, Jesus von Nazareth, der zog mit vielen Leuten im Gefolge durch das Land. Er machte Blinde sehend und Lahme gehend, ja sogar Tote wurden lebendig. Er sättigte hunderte von Menschen mit Brot und seinen Worten. Wind und Wellen gehorchten ihm.
Man machte sich Gedanken, wer er denn sei? Einige glaubten, er sei Johannes der Täufer, andere wiederum meinten, er sei Elia oder Jeremia oder einer der anderen Propheten.
Er selber bezeichnete sich als Weinstock, Brot, Licht, guter Hirte, Weg und Wahrheit, Feuer.
Friedefürst wurde er genannt, Heiland, Messias, Lamm Gottes
So viele Bezeichnungen für diesen einen Menschen. Und da stellt Jesus die entscheidende Frage an seine engsten Jünger und Jüngerinnen: Wer sagt denn ihr, dass ich sei?
Ihr kennt mich, meint er damit, ihr seid mit mir unterwegs und habt gesehen, was ich tue und gehört, was ich verkünde. Nun also frage ich euch: wer bin ich für euch?
Ich denke, dies ist der Schlüssel, wenn auch wir diese Frage heute hören, sie richtet sich ja auch an uns, die wir als Christen in seiner Nachfolge stehen. Neben und in all den Bezeichnungen, es ist keine rhetorische Frage, sondern eine ganz persönliche.
Ist Jesus ein Prophet, oder gar ein gescheiterter Weltverbesserer – oder ist er mehr, für mich, in meinem Leben?
Petrus platzt mit der Antwort heraus: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!
Diese Antwort ist ein Glaubensbekenntnis. Wie kommt Petrus zu dieser Antwort?
Sicher nicht, weil er sich viel Wissen angeeignet hätte – erst war er Fischer, dann mit dem Wanderprediger Jesus unterwegs. Theoretisches Wissen war sicher nicht seine Stärke. Wir können uns heute viel theoretisches Wissen aneignen, auch über Jesus, aber das führt nicht zwangsläufig zu der Antwort, die Petrus gegeben hat.
Die Antwort von Petrus kommt schnell, ohne langes Nachdenken. Sie kommt direkt aus seinem Herzen, sie kommt aus dem, was er mit Jesus erfahren hat. Petrus hat erst kurz zuvor (Mt.14) erfahren, wer dieser Jesus ist. Draußen auf dem See, als er Jesus auf dem Wasser erkennt und voller Zuversicht auch auf dem Wasser laufen will. Und dann für einen Moment den Blick abwendet, auf die hohen Wellen starrt, und zu sinken beginnt. Jesus, der ihn mit starker Hand festhält und seinen Zweifel rügt. Vor allem aber wohl auch, wie sich Wind und Wellen sofort beruhigen, als Jesus es ihnen gebietet. Petrus hat am eigenen Leib erfahren, wer Jesus ist. Der, der mich auf das Wasser ruft, und der mich festhält, wenn meine Zweifel stärker werden als mein Glaube. Der, dem Wind und Wellen gehorchen. Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.
Der lebendige Gott selbst. Der eine, dem der Vater alles übergeben hat und ohne den niemand den Vater kennen kann. Der Herr und Retter. Einzigartig. Unvergleichlich.
Petrus hat Jesus erfahren und daraus kommt seine Antwort.
Und der Vers zum Monat September wendet sich heute mit der gleichen Frage an uns – an dich und an mich: Wer glaubst denn du, dass ich sei?
Darauf möge jeder und jede seine eigene Antwort geben. Für mich ist Jesus auch heute der Christus, Sohn des lebendigen Gottes, der mir das Wesen des Vaters im Himmel offenbart.
Pfarrerin Kirsten Thiele, Neapel