Rom, 25. Dezember 2022 – Ab dem 1. Januar wird er Pressesprecher und Kommunikationsbeauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands sein. Frank Hofmann, Philosoph und Theologe, ist ein vielseitiger Journalist: Er hat für ganz unterschiedliche Medien gearbeitet, wie auto motor und sport, bis hin zu stern und Men’s Health. In den letzten Jahren war er für die Inhalte des Vereins Andere Zeiten in Hamburg verantwortlich und erweiterte das publizistische Angebot um neue Medienkanäle, Magazine und Veranstaltungen.
Seit 1999 war er Chefredakteur; Lehrbeauftragter für Theologische Medienethik an der Ferdinand-Alexander-Universität Erlangen; Dozent und Referent auf zahlreichen Kongressen, Kirchentagen und Pastoralkollegs.
Gianluca Fiusco hat ihn exklusiv für uns interviewt und wünscht Ihnen eine gute Lektüre.
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G.:Ihr Lebenslauf umfasst viele verschiedene Erfahrungen: Mit welcher Vision beginnen Sie Ihre neue Aufgabe als Pressesprecher der VELKD?
Frank: Meine journalistische Erfahrung hat mich gelehrt, dass Kommunikation am besten gelingt, wenn man von dem, über das man spricht oder schreibt, begeistert ist. An der Arbeit der VELKD begeistert mich die Verbindung aus theologischer Tiefe und dem Gespür dafür, welche Themen gerade aktuell und praxisrelevant sind.
G.: Sie waren Chefredakteur des ökumenischen Vereins Andere Zeiten: Welche Bedeutung wird das Thema “Ökumene” für Sie, auch international, haben?
Frank: Mein erster Einsatz für die VELKD führt mich nach Krakau zum Vorbereitungstreffen der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes, zu dem bekanntlich 149 Kirchen aus 99 Ländern gehören. Die weite ökumenische Perspektive ist aus meiner Sicht ein wesentlicher Aspekt der VELKD-Arbeit.
G.: Moderne Kommunikation findet über verschiedene Medien statt: traditionelle und neue. Das bedeutet unterschiedliche Kommunikationsstile und -weisen. Wie wollen Sie mit dieser großen Vielfalt umgehen?
Frank: Die Kolleginnen und Kollegen der EKD und der Landeskirchen sind ja bereits auf vielen Kanälen unterwegs. Jedes neue Medium bietet zunächst mal die Chance, die Kommunikation des Evangeliums anders zu betonen oder neue Zielgruppen anzusprechen. Aber natürlich muss man auch den kreativen und materiellen Mitteleinsatz ins Verhältnis zum Erfolg setzen.
G.: Die neuen Generationen sind in eine Welt eingetaucht, die sich immer weiter von der Religion zu entfernen scheint. Wie “jung” wird Ihr Team sein? Wie erreichen Sie junge Menschen und beziehen sie ein?
Frank: Aus der Entwicklung der Kirchenzugehörigkeit würde ich nicht auf die Ansprechbarkeit für religiöse Fragen schließen. Als ehrenamtlicher und nebenberuflicher Religionslehrer in einem säkularen Umfeld habe ich die Erfahrung gemacht, dass junge Menschen sich sehr für Orientierungshilfen und Sinnangebote interessieren. Die protestantische Theologie, die nicht scharf zwischen profan und sakral trennt, hat ein großes Potenzial für die Entdeckung kleiner und großer Transzendenzen.
G.: Wie wichtig ist für Sie die Verwendung einer inklusiven Sprache in der Kommunikation der VELKD?
Frank: Das Evangelium barrierefrei allen zugänglich zu machen, ist eine ganz selbstverständliche Forderung an Kirche heute. Martin Luther bleibt dabei ein großes Vorbild.
G.: Viele Kirchen sind dabei, sich für die Herausforderungen der modernen Kommunikation zu “rüsten”. Bei einigen gibt es einen gewissen Widerstand, eine Ablehnung gegenüber den neuen Medien. Andere versuchen, die Herausforderungen der Zeit anzunehmen und sie als Chancen zu nutzen. In welche Richtung sollte sich die VELKD Ihrer Meinung nach entwickeln?
Frank: Wie schon gesagt: Prüfet alles und behaltet das Beste! Als neugieriger Journalist habe ich keine Berührungsängste vor neuen Kommunikationsformen und innovativer Technik. Aber der Medienkanal muss immer auch zur Botschaft passen, genauso wie die Botschaft zum Kanal. Und wenn es nicht passt, dann lässt man es lieber.
G.: Sie haben in Zeitschriften über Gesundheit, Motoren und Geschwindigkeit gearbeitet: Wie steht es heute um die “Gesundheit” der kirchlichen Kommunikation? Beunruhigt Sie die Geschwindigkeit der modernen Kommunikation oder nicht?
Frank: In der Nachfolge eines Wanderpredigers zu stehen, heißt für mich auch: in Bewegung sein. Der Missionsbefehl in der Version der lateinischen Bibel bringt das sehr schön auf den Punkt: „Als Gehende also lehrt alle Völker …“ Die unterschiedlichen Medien bieten die Möglichkeit, den Menschen dafür ganz verschiedene Geschwindigkeiten anzubieten.
G.: Wie gelingt es “die Liebe Gottes und die Nächstenliebe” wirksam zu vermitteln?
Frank: Eine große Frage! Die Menschen, von deren Gotteserfahrungen wir in der Bibel lesen, fühlten sich erstens persönlich angesprochen und zweitens ins Herz getroffen. Das finde ich ein schönes Leitbild für christliche Kommunikationsarbeit.
G.: Jesus war ein einzigartiger Kommunikationsexperte: Die Berichte der Evangelien über das, was er gesagt hat, zeigen uns seine originellen kommunikativen Fähigkeiten. Eine Aufforderung, keine Angst vor der Kommunikation zu haben?
Frank: Unbedingt – Jesus hatte weder Angst vor Infizierten noch vor Mächtigen. Er hat nicht nur angstfrei, sondern auch direkt und verständlich kommuniziert. Seine Gleichnisse passen problemlos in 60-Sekunden-Radioformate, seine Lehrgespräche in Podcasts und die zentralen Botschaften der Bergpredigt in 280-Zeichen-Tweets. Jesus würde heute jedenfalls keinen Pressesprecher brauchen.
G.: Darf ich Sie um Ihr Wort für das kommende Weihnachtsfest bitten?
Frank: Der Botschaft der Engel an die Hirten, „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden“, muss man in diesem Jahr doch gar nicht viel hinzufügen. Vielleicht nur den Hinweis, dass der Friedensfürst als bedürftiges und wehrloses Kind in die Welt kommt und nicht als gepanzerter und hochgerüsteter Krieger.