Es ist früher Morgen. Etwas schlaftrunken trudeln alle am verabredeten Treffpunkt ein, auf einer Wegekreuzung am Waldrand. Manche gähnen, reiben sich die Augen, niemand ist gesprächig. Noch ist es dunkel, noch ist Nacht. Doch im Osten liegt schon ein heller Schein über dem Horizont. Noch ist die Sonne nicht zu sehen. Aber sie schickt die ersten Boten ihres Lichtes schon voraus. Noch in der Nacht kündigt der Tag sich an. Obwohl es dunkel ist, gibt genau dieser helle Schein über dem Horizont uns den Mut und die Freude, uns zu unserer Morgenwanderung auf den Weg zu machen. Wir gehen ja nicht ins Dunkel. Die Sonne wird aufgehen und uns ihre Strahlen entgegenschicken. Der Tag wird kommen.
Im Leben ist es manchmal so wie auf jener Wegekreuzung am Waldrand. Es ist dunkel, wir sind müde von dem, was war, und von dem, was noch vor uns liegt und uns Sorgen macht. Noch ist es Nacht, der Tag ist noch nicht da. Man sieht nicht, wo es hingeht. Um sich dann auf den Weg zu machen, weiterzugehen, hilft ein Hoffnungsschein. Es macht einen Unterschied, Licht am Horizont zu sehen, das einem zeigt: Noch ist es dunkel, aber so wird es nicht bleiben. Noch ist es nicht Tag, aber er wird kommen. Das Licht schickt seine Strahlen dir entgegen. Es wird wieder hell werden in deinem Leben und in dieser Welt.
Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt. (Jesaja 60,1)
Der Prophet gibt den Aufruf und das Versprechen Gottes an die Menschen weiter. „Mach weiter, nicht aufgeben“, sagt er – denen, die damals Gott vertrauten, und dem, der heute seine Stimme hört, „sieh doch, dort über dem Horizont liegt schon ein heller Schein. Dein Licht kommt.“ Noch ist es Nacht, aber so wird es nicht bleiben, der Tag kündigt sich an. Gott schickt sein Licht voraus. Es braucht nicht dunkel zu bleiben, es wird nicht dunkel bleiben.
Es ist Advent. Advent heißt, sich aufzumachen, obwohl die Nacht noch dunkel ist. Noch geht alles seinen normalen Lauf. Aber wir gehen auf Weihnachten zu, auf das Fest, das uns daran erinnert: Gott ist in seinem Sohn Jesus Christus in diese Welt gekommen. In diese Welt, in keine andere, hat er sich selbst aufgemacht. Weihnachten feiern wir das, und im Advent schickt diese Botschaft schon ihre Strahlen voraus. In alldem, was ist, nach alldem, was uns in diesem zu Ende gehenden Jahr müde gemacht hat, gehen wir auf das Fest zu, das uns an das menschgewordene Versprechen Gottes erinnert: Gott lässt diese Welt nicht im Dunkel. Alle Nächte dieser Erde sollen ein Ende haben.
Der Mensch, dessen Hoffnung dieses Licht ist, der auf das Versprechen Gottes vertraut, geht los und trägt die Hoffnung weiter. „Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt.“
Cornelia Möller, Pastorin in der Chiesa Cristiana Protestante in Milano
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