November und Herbst erinnern uns irgendwie an die Vergänglichkeit und das Ende von allem. Die längeren Nächte, die beginnende Kälte, das Fallen des Laubes, die kahlen Felder und die dürren Bäume: alles erinnert an Ende und Tod.
In dieser Zeit gedenken Christen auf unterschiedliche Weise des Todes, des Sterbens und der Toten. Die evangelische Kirche nennt den letzten Sonntag im Kirchenjahr nun eher Ewigkeitssonntag und weniger Totensonntag. Damit verlegt sie das Gewicht von Tod und Vergänglichkeit mehr auf die Hoffnung und auf die Zukunft, die dem Menschen vom Glauben her zugesagt sind.
Trotz der Verheißung eines Lebens, das den Tod überdauert, weiß der Mensch, dass sein Leben in der jetzigen Form begrenz ist und dass er sterben muss. Er spürt die Angst vor dem Tod und erfährt die Ohnmacht gegenüber diesen Bedingungen allen Lebens: alles vergeht und wir können nichts tun: wir können diese Gesetze der Natur und der Schöpfung weder beschleunigen noch aufhalten. Das ist einerseits tröstlich – weil es uns daran erinnert, dass auch das Schwierige, das Leid, die Kriege vergehen werden -, aber es macht uns auch Angst, weil wir das, was schön ist und uns – so scheint es zumindest – glücklich macht, gerne halten würden.
Erstaunlich ist die Verbindung, die Paulus zwischen dieser menschlichen Erfahrung und der Schöpfung herstellt: Die Schöpfung ist (auch) unterworfen der Vergänglichkeit und auch sie wartet, dass sie frei wird von der Knechtschaft der Vergänglichkeit.
Die Vergänglichkeit scheint wie ein Fluch das Leben des Menschen und der Schöpfung zu bedrohen und zu bestimmen. Eine Veränderung dieser Situation ist vorgezeichnet in der Auferstehung Christi. Der Glaube ermächtigt zu hoffen, dass einmal nicht mehr Tod und Vergänglichkeit das Leben bestimmen werden, sondern Gottes Herrlichkeit.
Aus diesem Glauben und Hoffen hat Martin Luther den gregorianischen Choral ‚media vita in morte sumus‘ zu einem Lied und einem Gebet umgeschrieben, das einerseits einen klaren Realitätsbezug hat – wir sind von Tod und Vergehen umgeben – das unseren Blick aber auf den richtet, der helfen kann, den ewigen Gott
Mitten wir im Leben sind, mit dem Tod umfangen. Wer ist, der uns Hilfe bringt, dass wir Gnad erlangen? Das bist du, Herr, alleine. Du ewiger Gott: lass uns nicht versinken in des bittern Todes Not.
Kyrieleison.
Pfarrer Georg Reider, Verona-Gardone