Rom, 19. September 2024 – Wege suchen, Wege finden: wie Stadtführungen zur Nachhaltigkeit und Bewahrung unserer Schöpfung beitragen können.
Die zentrale Frage, die uns alle betrifft, lautet: Wie wollen wir leben? In einer Welt, die sich ständig verändert, ist es wichtig, dass wir uns auf die Wahrung der Schöpfung Gottes konzentrieren und dabei nach Wegen suchen, unsere Lebensweise nachhaltiger zu gestalten. Eine vielversprechende Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Entwicklung und Durchführung von sogenannten Smart City Tours.
Smart City Tours sind Führungen, die nicht nur touristische Highlights zeigen, sondern auch auf die Folgen des Klimawandels hinweisen und Möglichkeiten der Klimaanpassung thematisieren. Diese Touren legen einen besonderen Fokus auf die Umwelt und darauf, wie unser Handeln die Natur beeinflusst. Sie meiden touristische Hotspots und zeigen alternative Zielpunkte und Routen auf.
Jesus nennt drei wesentliche Eigenschaften des christlichen Zusammenlebens: Erbarmen haben und leben; Nicht richten, sondern verstehen; Geben, weil wir selbst Empfangende sind.
Erbarmen haben: Wir sollten tun, was in unserer Macht steht, aber darauf achten, was möglich und auch realistisch ist. Dies bedeutet, dass wir uns der Begrenztheit unserer Ressourcen bewusst sind und uns bemühen, im Einklang mit der Natur zu leben. In der Praxis könnte dies bedeuten, dass Touren so konzipiert werden, dass sie minimalen ökologischen Fußabdruck hinterlassen, zum Beispiel durch den Verzicht auf motorisierte Verkehrsmittel und die Betonung von Fußgänger- oder Fahrradtouren.
Nicht richten, sondern verstehen: Jesus lehrt uns, nicht zu richten und das Urteil Gott zu überlassen. In der Praxis hilft dies, eine offene und respektvolle Haltung gegenüber verschiedenen Lebensweisen zu bewahren. In Smart City Tours könnte dies bedeuten, dass Guides Informationen neutral präsentieren und Besucher ermutigen, stärker zu reflektieren und ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Dies könnte etwa bei der Diskussion über Herausforderungen des städtischen Wohnens, der Stadtplanung und -entwicklung oder Großbaustellen/-projekten angewandt werden.
Geben, weil wir selbst Empfangende sind: Diese Idee betont die Bedeutung des Gebens und Teilens, statt des Hortens. In einer globalisierten Welt sind wir alle miteinander verbunden, und es ist wichtig, das zu geben, was wir können. Dies könnte sich in der Förderung lokaler Unternehmen oder Initiativen während der Touren widerspiegeln, indem man beispielsweise nachhaltige Gastronomie und lokale Handwerkskunst hervorhebt.
Konkrete Beispiele solcher Touren finden sich bereits in verschiedenen Ländern Europas. In Wien bieten die Austria Guides for Future Führungen an, die sowohl Bildung als auch Klimawandelbewusstsein fördern. Diese Touren sind nicht nur für Touristen, sondern vor allem für Einheimische und Schulklassen attraktiv, da sie Themen wie Wasserressourcen, Nachhaltigkeit und lokale Ökosysteme mit klassischen Stadtführungen verbinden.
In den Niederlanden, speziell in Amsterdam, gibt es ähnliche Ansätze. In der Stadt werden Smart City Tours angeboten, die sich auf Innovationen und Technologien konzentrieren, die zur Nachhaltigkeit beitragen. Darüber hinaus gibt es Grüne Touren, bei denen Teilnehmer lernen, wie sie durch Guerilla-Gärtnerei oder das Erstellen von Moos-Graffiti grüne Oasen in städtische Umgebungen bringen können.
Führungen als Botschafter für Nachhaltigkeit: Tour Guides sind mehr als nur Wissensvermittler; sie sind Botschafter für Nachhaltigkeit und können eine wichtige Rolle dabei spielen, das Bewusstsein für ökologische und soziale Fragen zu schärfen. Durch ihre Expertise und kontinuierliche Weiterbildung können sie Teilnehmer über die Auswirkungen des Klimawandels aufklären und gleichzeitig auf Lösungsbeispiele und Anpassungsstrategien hinweisen.
Die Herausforderung besteht darin, solche Ansätze auch in anderen Städten aufzugreifen, anzupassen und auszuprobieren. In Bozen (Südtirol) zum Beispiel, mit seiner besonderen geografischen Lage, können Führungen den Zusammenhang zwischen Stadtentwicklung/-planung und Natur veranschaulichen sowie den Bezug zu Begrünung, Wasserressourcen und Hochwasserschutz herstellen.
Insgesamt können Smart City Tours einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung von CO2-Emissionen leisten, indem sie nachhaltige Praktiken fördern und das Bewusstsein für umweltfreundliches Verhalten schärfen. Sie bieten eine Plattform, auf der lokale und globale Herausforderungen diskutiert werden können, und fördern eine nachhaltige Lebensweise, die im Einklang mit der Wahrung der Schöpfung steht.
Die Verfasserin dankt Annette Herrmann-Winter, Interimspfarrerin in Bozen 2023/24, für die Zurverfügungstellung ihrer Predigt zu Lukas 6, 36-42 vom 23. Juni 2024, nach deren Gottesdienst die Idee für den vorliegenden Beitrag entstanden ist.
36 Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.«
37 »Richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden. sprecht frei, und ihr werdet freigesprochen werden.[r] 38 Gebt, und es wird euch gegeben werden. Ein volles Maß wird man euch in den Schoß schütten, ein reichliches Maß, bis an den Rand gefüllt und überfließend. Denn das Maß, das ihr verwendet, wird auch bei euch verwendet werden.« […]
Miriam L. Weiß (Bozen)