Rom, 30. april 2022 – Auf der dritten Sitzung der XXIII Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien (ELKI) wurden am frühen Abend der Dekan und die Vizedekanin gewählt.
Carsten Gerdes, 59 Jahre, Pfarrer in der lutherischen Gemeinde Ispra-Varese, ist der neue Dekan der ELKI. Seine Amtszeit beträgt vier Jahre. Zusammen mit Pfarrer Gerdes wurde Kirsten Thiele, Pfarrerin der Gemeinde Neapel, zur Vizedekanin gewählt.
Das Konsistorium setzt sich nun folgendermaßen zusammen: Carsten Gerdes, Dekan; Kirsten Thiele, Vizedekanin; daneben die Laienmitglieder Jens Ferstl, Schatzmeister; Cordelia Vitiello, gesetzliche Vertreterin, und Christine Fettig. An den Sitzungen nimmt mit beratender Funktion auch das Synodalpräsidium teil, in der Person von Wolfgang Prader und Ingrid Pfrommer.
Der neue Dekan, Carsten Gerdes, hat sich vor allem zum Konflikt in der Ukraine und zum Thema Jugendliche geäußert: “Seit über zwei Monaten erhalten wir Fotos, Videos, Nachrichten aus der Ukraine. Aufgrund dieser Informationen bin ich zur Auffassung gekommen, dass dieser Krieg nicht als “Befreiungskrieg” bezeichnet werden darf. Das Leiden, das hier durch Tote, Verletzte, Angst und Vertreibung verursacht wird, macht uns wieder einmal deutlich, dass die Menschen wirklich nichts unversucht lassen dürfen, um diesen Konflikt schnellstmöglich zu beenden. Was Tag für Tag in der Ukraine passiert, steht in absolutem Widerspruch zu dem, was Gott in meiner Glaubensauffassung für die Menschen will, nämlich ein Leben in Frieden und gegenseitige Anerkennung.” Zum Thema Jugendliche: “Ich wünsche mir, die Jugendlichen für gezielte Aktivitäten wie Jugendcamps und kirchliche Begegnungen gewinnen zu können, um so mit ihnen in Kontakt zu bleiben und ihnen zu zeigen, dass Gott auch ihnen etwas zu sagen hat. Ich hoffe wirklich, dass es mir gelingen wird, den Jugendlichen zu zeigen, dass sie durch konkrete Zusammenarbeit an Änderungen des Gemeindelebens teilhaben können und sich so Teil eines Hauses fühlen, das auch ihnen gehört.”
Für Kirsten Thiele ist “die Kirche ‘semper reformanda’, was bedeutet, dass wir uns immer wieder neue Fragen stellen müssen: Wie können wir die christliche Freiheit in unseren Gemeinden, in der Gesellschaft, auf der Welt leben? Erneuern, also die Formen der Gemeindeleitung neu überdenken, Lösungen finden für den aktuellen Pfarrermangel, um die unbesetzten Pfarrstellen besetzen zu können. Die Gemeinden noch weiter in die Kirchenleitung mit einbinden. Und was mich persönlich angeht, so möchte ich mich weiter um die Fortbildung unserer Prädikanten und Prädikantinnen kümmern, unsere Stipendiatinnen, die sich auf das Pfarramt vorbereiten, sorgfältig begleiten und stets ein offenes Ohr für die Gemeinden unserer Kirche haben. Die ELKI wird einen “Ethik-Kodex” ausarbeiten, den sie auf der nächsten Synode vorstellen wird. Es ist notwendig, die Debatte über dieses für alle Gemeinden so wichtige Dokument zu begleiten und voranzubringen.”
Der Dekan ist als leitender Geistlicher das Oberhaupt der ELKI. Er vertritt die Kirche insgesamt. Er wird von der Synode für vier Jahre gewählt. Neben seiner Funktion als Dekan bekleidet er auch das Amt eines Pfarrers in einer der 15 Gemeinden in Italien.
Das Konsistorium trägt als kollegiales Organ die Verantwortung für die laufenden Geschäfte und die Verwaltung der ELKI. Es besteht aus dem Dekan (Pfarrer), der als dessen Präsident den Vorsitz innehat, der Vizedekanin (Pfarrerin) und drei Laienmitgliedern, unter denen das Konsistorium die Vizepräsidentin und den Schatzmeister wählt. Die Amtszeit der Konsistoriumsmitglieder beträgt vier Jahre.
Die lutherische Synode 2022 nähert sich nun ihrem Ende. Am 1. Mai findet um 10 Uhr in der Christuskirche in der Via Sicilia 70 in Rom der Abschlussgottesdienst und die Einsetzung der Dekane statt.
Biographische Angaben:
Carsten Gerdes, geb. am 5. Januar 1963 in Deutschland, seit vier Jahren lutherischer Pfarrer in der Gemeinde Ispra-Varese, arbeitete als Pastor in Wolfsburg und Soltau, studierte Theologie und Diakonie in Deutschland.
KIRSTEN THIELE, geb. am 7. Mai 1966 in Deutschland, seit 8 Jahren lutherische Pfarrerin der Gemeinde Neapel, zuvor 3 Jahre auf Sardinien verantwortlich für die Militärseelsorge in Cagliari, seit 3 Jahren Vizedekanin der ELKI, studierte Theologie in Deutschland.