Der Advent ist die Zeit des Wartens.
Auch der Er-wartung.
Auf wen warten Sie?
Oder was erwartet Ihr?
Vom Leben?
Von Euch?
Von Gott?
Von Euren Partnerinnen und Partnern?
Gott will ankommen in der Welt.
Aber aus welcher Ecke wird er kommen?
Im Trubel des Alltags könnten wir ihn übersehen und überhören.
Zu vieles, was uns täglich umtreibt und antreibt.
Das muss den Profeten Johannes auch beschäftigt haben.
So sehr, dass er aus dem Gefängnis heraus seine Jünger ausschickt zu Jesus, um zu fragen: »Bist du es, der kommen soll? Oder müssen wir auf jemand anderen warten?«
Mit anderen Worten: ist die Erwartung, die ich als Profet Johannes in der Wüste gepredigt habe richtig gewesen? Oder habe ich mich vielleicht geirrt?
Auf die Frage des Johannes antwortet Jesus nicht mit “Ja” oder “Nein!”
Weder “ich bin es”, noch – “ich bin es nicht.”
Stattdessen antwortet Jesus sehr konkret in praktischen Beispielen.
»Geht und erzählt Johannes, was ihr hört und seht:
Blinde sehen, Gelähmte gehen umher, Leprakranke werden rein und taube Menschen können hören. Tote werden °aufgeweckt und die Armen bringen die °Freudenbotschaft.
Wir kennen diese Konkretisierungen.
Sie werden von Jesus immer wieder benannt und zeigen an, dass das Evangelium, die frohe Botschaft von Gott, konkret werden will. In der spürbaren ganz alltäglichen Veränderung für die Einzelnen.
Aber es wäre heute zu wenig, die Ankunft Jesu auf diese Beispiele der Wundergeschichten zu reduzieren.
Deshalb frage ich auch: wo sind unsere blinden Flecken?
Was lähmt Dich in Deinem Alltag?
Was kannst Du nicht mehr hören oder wo hörst Du nicht mehr hin?
Wie kommen wir “aus der Enge in die Offensive” wie Herbert Grönemeyer in seinem Lied “Angstfrei” singt.
Wenn Gott kommt, dann wird sich das daran zeigen, dass etwas in uns aufgeht, sich weitet.
Aus der Enge heraus, in die wir un soft selbst hinein manövriert haben. Gott zeigt sich in den Handlungsspielräumen, die wir plötzloch sehen.
In der Weite, die die Brust öffnet und atmen lässt.
In der Offensive, mit der wir plötzlich Kraft haben, nach außen zu gehen und zu wirken.
In dem tiefen Seufzer oder Juchzer, der aus uns herausbricht, wenn alles stimmt.
Wenn wir in unserer Kraft sind und gehalten sind im Leben. Von Gott, der kommt, um immer da zu sein.
Pfarrerin Annettte Herrmann-Winter, Bozen
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